Ort | Schwerin |
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Die dunklen Kapitel der DDR-Geschichte werden oft in einem verzerrten Licht betrachtet, als ob der Sozialstaat ein Vorbild für soziale Gerechtigkeit gewesen wäre. Doch die Realität sieht anders aus. Wie der Nordkurier berichtet, war der Umgang mit Menschen mit Behinderungen in der DDR von einer erschreckenden Nützlichkeitslogik geprägt. Menschen, die als nicht arbeitsfähig galten, wurden oft ihrer Würde beraubt und von Bildung sowie angemessenen Lebensbedingungen ausgeschlossen.
Diese schockierenden Erkenntnisse stehen im Mittelpunkt einer Fachtagung, die am Dienstag in Schwerin stattfindet. Unter dem Titel „Sozialstaat DDR? Der Umgang mit behinderten Kindern und Jugendlichen“ wird die Veranstaltung die Schattenseiten des DDR-Systems beleuchten. Anlass für diese kritische Auseinandersetzung ist die Veröffentlichung des dritten und letzten Bandes von Falk Bersch über Kinder und Jugendliche in sonderpädagogischen und psychiatrischen Einrichtungen in den DDR-Nordbezirken.
Ein Blick in die Vergangenheit
Die Tagung, die um 13 Uhr im Goldenen Saal in Schwerin beginnt, richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern auch an alle, die sich für die Aufarbeitung der DDR-Geschichte interessieren. Die Ergebnisse der Studie sollen nicht nur historisch eingeordnet, sondern auch in den Kontext der heutigen Herausforderungen im Sozialwesen gesetzt werden. Die Veranstaltung bietet eine Plattform für den Austausch über die Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart.
Geplant sind spannende Vorträge von Experten wie Prof. Dr. Thomas Lindenberger, der die DDR als Sozialstaat im Kontext des Wettbewerbs mit dem Westen analysiert. Falk Bersch wird seine Forschungsergebnisse zu den konfessionellen und sonderpädagogischen Einrichtungen präsentieren, während die Medizinhistorikerin Dr. Kathleen Haack das Gesundheitswesen der DDR am Beispiel der Psychiatrie beleuchtet.
Ein notwendiger Diskurs
Die Fachtagung ist nicht nur eine Gelegenheit, um über die Vergangenheit zu reflektieren, sondern auch um die Lehren daraus für die Zukunft zu ziehen. Die Aufarbeitung der DDR-Geschichte ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, und eine Anmeldung wird empfohlen. Die Tagung ist zudem als Weiterbildung bei der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer anerkannt.
Wie der Nordkurier abschließend feststellt, ist es unerlässlich, dass wir uns mit diesen Themen auseinandersetzen, um die Würde aller Menschen zu respektieren und zu schützen. Die Fachtagung in Schwerin könnte ein entscheidender Schritt in diese Richtung sein.
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