Am 21. Februar 2025 erlebte das Publikum in Schwerin die Premiere von Anton Tschechows Stück „Platonow (Die Vaterlosen)“. Unter der Regie von Johannes Schütz wird das selten aufgeführte Werk, das Tschechow im Alter von 20 Jahren verfasste, nun in strukturiertem und aktuellem Kontext inszeniert. Die Aufführung dauert knapp vier Stunden und thematisiert toxische Geschlechterbeziehungen sowie soziale Probleme in einer dörflichen Oberschicht.
Die Handlung spielt in einem heruntergekommenen Landhaus und dreht sich um Platonow, den Dorfschullehrer, der als resignierter Zyniker dargestellt wird. Trotz seiner Warnungen sind vier Frauen in ihn verliebt: Anna Petrovna, die Gutsbesitzerin, und die Frauen seines Stiefsohns sowie Kolleginnen; eine Konstellation, die die Konflikte der Charaktere verdeutlicht. Die Figuren sind sich der Tragik ihrer Lebensweise voll bewusst und zeigen Emotionen von Melancholie über Hysterie bis zu Komik, was auf der Bühne vom Publikum mit starkem Applaus honoriert wurde.
Der Kontext von Tschechows Werk
„Platonow“ ist ein gefühlvolles Stück, das Tschechow zwischen 1878 und 1881 verfasste. Es gilt als Komödie in vier Akten und beleuchtet die Ideen- und Prinzipienlosigkeit der Gesellschaft, was bereits frühere Züge seiner späteren Werke aufweist. Nach seiner Ablehnung durch das Maly-Theater fand das Manuskript erst 1920 in Tschechows Nachlass wieder und wurde dann 1959 uraufgeführt. Der verzweifelte Protagonist Platonow wird am Ende von Sofja erschossen, die erkennt, dass sie keine neue Perspektive im Leben durch ihn erwarten kann. Damit fördert das Stück ein tiefes Verständnis für die menschliche Verzweiflung und die Abhängigkeiten in sozialen Strukturen.
Anton Pawlowitsch Tschechow, geboren am 29. Januar 1860, war nicht nur Dramatiker, sondern auch ein einflussreicher Novellist. Er entstammte einer kleinbürgerlichen Familie, studierte Medizin und praktizierte fast ausschließlich ehrenamtlich. Er hinterließ über 600 literarische Werke, darunter auch Meisterwerke wie „Drei Schwestern“ und „Der Kirschgarten“. Seine Erfahrungen als Arzt prägten seine Sicht auf die Gesellschaft und flossen in seine Stücke ein, die oft von Melancholie und einer tiefen menschlichen Einsicht geprägt sind. Tschechow starb am 15. Juli 1904 in Badenweiler, hinterließ jedoch einen bleibenden Einfluss auf die Entwicklung des modernen Theaters und wurde posthum durch zahlreiche Denkmäler und Museen geehrt.
In Schwerin gelingt es der aktuellen Inszenierung von „Platonow“, diese komplexen Thematiken und Tschechows tiefgründige Charakterzeichnung gekonnt in Szene zu setzen. Die Hauptrollen wurden von Jonas Steglich als Platonow und Astrid Meyerfeldt als Generalin eindrucksvoll ausgefüllt, während die Regie eine ausgewogene Perspektive zwischen Gruppendynamik und individueller Nähe vermittelt. So gelingt es, die gesellschaftlichen Abhängigkeiten, Geld und Macht innerhalb der Dorfgemeinschaft dynamisch darzustellen.
Der Abend, der bereits die Gemüter begeisterte, spiegelt die zeitlose Relevanz von Tschechows Werk wider und zeigt, wie seine kritische Betrachtung menschlicher Beziehungen und gesellschaftlicher Strukturen auch heute noch Wirkung zeigt.
Ostsee-Zeitung berichtet, dass … Wikipedia über Platonow) Wikipedia über Anton Tschechow