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Digitale Wahlhilfe: Expertenanalyse der Stärken und Schwächen des Wahl-O-Mat für die Schweriner Kommunalwahl

Seit wenigen Tagen ist die erste digitale Wahlhilfe für eine Schweriner Kommunalwahl freigeschaltet. Hunderte haben bereits das Angebot von Nordkurier und Uni Greifswald genutzt. Professor Doktor Jochen Schmidt erklärt nun, was die Stärken des „Wahl-O-Maten“ sind und wo die Schwächen liegen.

Manche Stärken liegen auf der Hand. Zum ersten Mal haben Schweriner die Gelegenheit, einen Überblick über das breite politische Angebot in Schwerin zu erhalten, ohne dafür die Wahlprogramme der Kandidaten zu studieren. Am Ende können sich Nutzer die Stellungnahmen der Parteien, Wählerlisten und Einzelkandidaten zu den 35 Thesen anzeigen lassen. Dabei wird auch ersichtlich, wo es mit jedem Bewerber Überschneidungen gibt und wenn nicht, wie groß die Differenz zur eigenen Haltung ist.

Über die Schwächen klärt Wissenschaftler Prof. Dr. Jochen Müller auf. „Studien haben gezeigt, dass solche digitalen Wahlhilfen kaum die Wahlentscheidung der Nutzer beeinflussen“, sagt Jochen Müller, Leiter des Lehrstuhls Politische Soziologie und Methoden an der Uni Greifswald. Bedeutet: Wer schon vor Nutzung des „Wahl-O-Maten“ eine klare Präferenz hat, lässt sich vom Ergebnis kaum beeinflussen. „Trotzdem kann es zur Diskussion anregen, wenn die bevorzugte Partei plötzlich weit unten im ‚Wahl-O-Mat‘ auftaucht. Dann können sich Nutzer klar mit den Positionen der Parteien auseinandersetzen.“

Auch die Thesen einer digitalen Wahlhilfe sind anfällig. Zum einen müssen die Fragestellungen meist komplexe Themen, die Vor- und Nachteile haben, in einfachen Sätzen zusammenfassen. „Nutzer, die einen ‚Wahl-O-Maten‘ benutzen, sollten das vorher wissen und sich mit den Thesen konkret auseinandersetzen“, so Prof. Jochen Müller. Auch unter den 35 Schweriner Thesen befinden sich zahlreiche solcher Fälle. Beispiel Warnitzer Feld. In der Stadtpolitik wurde das Für und Wider breit diskutiert, wir berichteten detailliert. Im „Wahl-O-Mat“ ist das Thema auf die These komprimiert: Das geplante Wohngebiet „Warnitzer Feld“ sollte schnellstmöglich gebaut werden.

Manche Thesen könnten Nutzer dazu verleiten, trotz geringen Interesses, eine Frage stark zu befürworten oder abzulehnen, ganz nach dem Motto: wieso eigentlich nicht? Zum Beispiel bei der Frage: Der Nahverkehr in Schwerin sollte kostenfrei sein? Auch hier rät Prof. Müller, sich mit der Frage auseinanderzusetzen. Ist es dem Nutzer wirklich wichtig, dass der Nahverkehr in Schwerin kostenfrei wird? Nutzt er die Busse und Straßenbahnen der Stadt? Ist ihm klar, dass in dem Fall alle Schweriner die Kosten tragen? Nutzer sollten also darauf achten, nur Themen zu bewerten, die ihnen wirklich wichtig sind. Dann ist auch das Ergebnis aussagekräftig. Für Thesen, die nicht so interessant sind, gibt es das Feld „neutral“.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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