Am Wochenende berichtete der Tanker „Jazz“, der aus Russland abgefahren war, von einem technischen Problem. Laut mopo.de informierte das Schiff die Verkehrszentrale Warnemünde und musste am Samstagmorgen nordöstlich von Rügen die Geschwindigkeit drosseln. Zur Sicherheit wurde der Notschlepper „Baltic“ entsandt, musste jedoch nicht eingreifen, da die Besatzung der „Jazz“ die Maschinenprobleme selbst beheben konnte. Der Vorfall wurde nicht als gravierend eingestuft, und der Tanker liegt nun in der Nähe von Skagen, Dänemark.
Die „Jazz“, die auf ihrem Weg von Russland nach Skagen mit bis zu 50.000 Tonnen Öl beladen war, hatte zuvor bereits dreimal aufgrund von Maschinenproblemen Schwierigkeiten. Im Gegensatz dazu steht die „Eventin“, die ebenfalls auf dem Weg nach Skagen war, jedoch mit fast 100.000 Tonnen Öl beladen und am Freitag aufgrund eines Systemausfalls in Schwierigkeiten geriet. Rettungsteams stellten am Freitag Schleppverbindungen zur „Eventin“ her und schleppten sie in den Sassnitzer Hafen.
Gefahr durch russische Schattenflotte
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die umstrittene russische Schattenflotte, welche laut greenpeace.de insgesamt 192 marode Tanker umfasst, die international russisches Öl transportieren und dabei eine massive Gefahr für die Umwelt darstellen. In den letzten zwei Jahren passierten 171 dieser Tanker die deutsche Ostsee und die Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht.
Alle diese Tanker sind überaltert und viele weisen technische Mängel auf. Besonders besorgniserregend ist, dass einige ihrer automatischen Identifizierungssysteme abgeschaltet wurden oder Ladungen auf See an andere Schiffe übergeben haben. Greenpeace warnt, dass eine Havarie in der Kadetrinne katastrophale Folgen für die gesamte deutsche Ostseeküste hätte, da diese Tanker unzureichend gegen die Folgen einer möglichen Ölpest versichert sind. Diese Risiken müssen von den Steuerzahlern getragen werden.
Öltransporte und Umwelt
Neben den technischen Problemen stellt sich die Frage nach der Regulierung dieser Schiffe. Derzeit stehen sie nicht auf einer Sanktionsliste, wodurch es der russischen Regierung möglich ist, Rohöl weiterhin zu exportieren. Greenpeace ergreift Maßnahmen zur Dokumentation dieser Gefahren, indem sie GPS-Bojen einsetzt, um die potenzielle Ausbreitung eines Ölteppichs im Falle einer Havarie zu demonstrieren. Dabei wird auch deutlich, dass viele dieser Tanker durch Naturschutzgebiete wie die Kadetrinne und den Fehmarnbelt fahren.
Laut einem Bericht von deutschlandfunk.de ist die Schattenflotte ein bedeutendes Element in der russischen Ölwirtschaft, die trotz internationaler Sanktionen, einschließlich eines EU-Embargos für russische Ölimporte, boomt. Die Rating-Agentur S&P Global schätzt, dass die Schattenflotte aus insgesamt 591 Tankern besteht, wobei viele dieser Schiffe im Alter von über 17 Jahren als besonders gefährlich eingestuft werden.
Greenpeace fordert umfassende Maßnahmen, darunter eine Lotsenpflicht für alle Tanker, die nachweisliche Seetauglichkeit und ausreichenden Versicherungsschutz. Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass 87 % der Befragten eine Lotsenpflicht befürworten und 71 % den Transport von russischem Öl entlang der deutschen Küste als großes Problem ansehen.
Die Situation bleibt ernst, und während sich die Schattenflotte weiterhin ungehindert durch die Ostsee bewegt, besteht ein kritisches Risiko für die Umwelt und die Küstenregionen. Die Forderungen nach strengeren Regulierungen und Sanktionen gewinnen zunehmend an Dringlichkeit.