Immer mehr Tanker transportieren russisches Öl und treiben somit die Finanzierung des Kremls voran, obwohl westliche Sanktionen ihnen nicht wirkungsvoll Einhalt gebieten können. Ein jüngster Vorfall betrifft den Öltanker Eventin, der aufgrund technischer Ausfälle vor Rügen gesichert und nach Sassnitz geschleppt wurde. An Bord befinden sich 100.000 Tonnen Öl, dessen Ursprung nun von deutschen Behörden untersucht wird. Es wird vermutet, dass das fast 20 Jahre alte Schiff zur sogenannten Schattenflotte gehört, die russische Ölexporte umgeht, wie Welt berichtet.
Die Schattenflotte besteht aus Tankern, die ohne westliche Versicherung fahren und im Besitz von Unternehmen sind, die außerhalb der EU oder der G7 ansässig sind. Die Existenz dieser Schattenflotte ist kein neues Phänomen; jedoch hat Russland seit der Einführung eines Ölpreisdeckels von 60 Dollar, der den Zugang zum G7- und EU-Markt einschränkte, verstärkt auf diese Strategie zurückgegriffen. Schätzungen zufolge investierte Russland etwa 10 Milliarden Dollar in den Ausbau dieser Flotte.
Technische Ausfälle und Umweltauswirkungen
Der Eventin, der unter der Flagge Panamas fährt, wurde in den letzten Tagen von deutschen Einsatzkräften gesichert und zeigt einmal mehr die Gefahren, die von der Schattenflotte ausgehen. Laut News.de wurde das Schiff aufgrund von manövrierunfähigen Zuständen bemerkt und es sind bereits weitere Schlepper und ein Sensorflugzeug im Einsatz. Bislang konnte keine Umweltgefahr festgestellt werden, jedoch birgt die Nutzung von veralteten und schlecht versicherten Tankern wie diesem potenzielle Risiken.
Die Schattenflotte ist ein Teil von Russlands hybridem Krieg und zeigt sich an der steigenden Zahl russischer Öltanker, die trotz bestehender EU-Sanktionen durch die Ostsee schippern. Laut Berichten von Tagesschau haben zuletzt Rekordzahlen von Tankern die Ostsee passiert, wobei veraltete Schiffe einen erheblichen Anteil an den russischen Ölexporten im ersten Halbjahr 2024 ausmachten.
Umweltgefahren und geopolitische Folgen
Angesichts der unzureichenden Gesetzgebung in vielen Ländern umgeht Russland die Sanktionen des Westens effektiv. Experten befürchten, dass die überalterte Flotte auch für Angriffe auf kritische Infrastrukturen, wie Unterseekabel und Pipelines, eingesetzt werden könnte. Finnische Behörden haben bereits Verdächtige im Zusammenhang mit der Beschädigung von Unterseekabeln festgenommen.
Die aktuelle Lage verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf: Litauens Außenminister fordert entschiedenere Maßnahmen gegen die Schattenflotte, während Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock vor den Gefahren der russischen Öltanker für die europäische Sicherheit warnt.
Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen die Europäische Union und die Mitgliedsstaaten ergreifen werden, um die Aktivitäten der Schattenflotte einzuschränken und die Kriterien für die Ölimporte strenger zu überwachen. Die steigende Zahl an Tankern, die ohne Genehmigung in europäische Häfen einlaufen, macht dieses Thema umso dringlicher.