In einer aktuellen Sitzung hat die Rostocker Bürgerschaft mit 24 zu 22 Stimmen gegen die Verwendung von Gender-Sternchen und anderen geschlechterneutralen Zeichen in der Außenkommunikation der Stadtverwaltung entschieden. Dieser Beschluss ist nicht neu, sondern stellt eine Wiederholung eines vorherigen Beschlusses aus dem Dezember dar. Der Widerspruch von Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Linke) war der Grund, weshalb sich die Bürgerschaft erneut mit diesem Thema befassen musste. Die Mehrheit unterstützte den Antrag von Dr. Sybille Bachmann, Manuela Semder und Axel Tolksdorff, nach dem in der Außenkommunikation das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung Anwendung finden soll.

Der Beschluss bedeutet, dass alternative Regelungen oder Leitfäden ausschließlich für den internen Gebrauch gelten. Dies könnte von Kröger auf die Rechtmäßigkeit überprüft werden, wobei nicht klar ist, ob und wie die Oberbürgermeisterin dies umsetzt. Ihr Widerspruch gegen den Mehrheitsbeschluss wurde von Bernd Dittrich und Julia Kristin Pittasch (FDP) kritisiert, die betonten, dass die Einführung von Gender-Sternchen der deutschen Rechtschreibung widerspreche und dass die Mehrheit der Bevölkerung dem Gendern skeptisch gegenüberstehe.

Stadtentwicklung und gendersensible Sprache

Trotz dieser strikten Regelungen argumentiert Kröger, dass es in Rostock Menschen gibt, für die eine gendersensible Kommunikation von Bedeutung ist. Sie stellt in Frage, ob die Bevölkerung tatsächlich die Ablehnung dieser Form der Sprache teilt. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hatte bereits am 15. Dezember 2023 in einer Stellungnahme darauf aufmerksam gemacht, dass die Verwendung von Sonderzeichen im Wortinneren nicht empfohlen wird, da solche Änderungen die Verständlichkeit von Texten beeinträchtigen könnten. Dies verstärkt den Konflikt zwischen sprachlicher Tradition und modernen Genderdiskursen.

Die Stadtverwaltung hatte zuvor einen freiwilligen Leitfaden für gendersensible Sprache herausgegeben, der Vorschläge für Formulierungen enthält, wie „Kapitän*in/Kapitän*innen“ oder „Schiffsführende/Schiffsführender“. Solche Empfehlungen sind jedoch nur intern gültig und könnten in Zukunft vor Herausforderungen stehen. Die Debatte um die Sichtbarkeit von Frauen und die Repräsentation weiterer Geschlechter in der Sprache erinnert an die komplexe Diskussion über biologisches Geschlecht und grammatisches Genus, wie sie auch in Studien zur Gender-Debatte behandelt wird. Dabei wird deutlich, dass Substantive nicht intrinsisch geschlechtlich sind und dass historische Geschlechterverhältnisse in den Regeln der Genus-Sexus-Zuordnung reflektiert werden.

Gesellschaftlicher Kontext und Sprachveränderung

Die öffentliche Debatte um Gender und Sprache ist von Kontroversen geprägt. Der Diskurs ist nicht nur national, sondern hat auch globale Dimensionen, wobei die deutsche Sprache mit ihren drei Genera besondere Herausforderungen mit sich bringt. Im Vergleich zu anderen europäischen Sprachen zeigen sich Unterschiede, etwa in Bezug auf geschlechterinklusives Schreiben in Frankreich oder die Etablierung eines neuen sexus-neutralen Pronomens in Schweden.

Insgesamt sind die Resultate dieser politischen Entscheidungen mehr als nur eine Frage der Sprache; sie spiegeln tief verwurzelte gesellschaftliche Diskussionen und Herausforderungen wider, die es zu navigieren gilt, um sowohl Tradition als auch moderne Ansprüche gerecht werden zu können.

Für weitere Details lesen Sie die Berichterstattung von Nordkurier, Borkener Zeitung und die Analysen auf GFDS.