In der Ostsee treibt der havarierte Öltanker „Eventin“ manövrierunfähig. Mit 99.000 Tonnen Öl an Bord war der 274 Meter lange Tanker von Ust-Luga (Russland) nach Port Said (Ägypten) unterwegs, als ein Stromausfall in der Nacht zu Freitag seine Position gefährdete. Durch starke Winde und eine Wellenhöhe von bis zu 2,5 Metern wurde die Situation kritisch. Daher wurde der Tanker mit einem Schleppverband in Richtung Osten geschleppt, wo er ein sicheres Seegebiet erreichen soll. Das Manöver erfolgt mit einer Geschwindigkeit von 1 bis 2 Knoten, was etwa 1,85 bis 3,7 km/h entspricht und wird voraussichtlich acht Stunden dauern. Drei Schlepper sind an dem Einsatz beteiligt, während ein Expertenteam sowie ein medizinisches Team der Feuerwehr Rostock das Manöver absichern. Aufgrund des Stromausfalls brennen die Positionslichter an Bord nicht, was die Sichtbarkeit des Schiffs erheblich beeinträchtigt. Am Freitagnachmittag konnte schließlich eine Verbindung zu einem Notfallschlepper hergestellt werden, um den Tanker zu stabilisieren, berichtet op-online.de.

Herausforderungen durch schlechte Wetterbedingungen

Das Manöver wird zusätzlich durch einen bevorstehenden Sturm erschwert. Meteorologen sagen Böen der Stärke neun und eine Erhöhung der Wellen erwarten. Diese Bedingungen können die Einsätze der Schlepper und das Expertenteam weiter gefährden. Die ohnehin angespannte Situation wird durch das allgemeine Sorgen um die Umwelt und mögliche Gefahren für die Küstenregionen verstärkt. Laut zdf.de besitzt die „Eventin“ eine Besatzung von 24 Mann, die trotz der widrigen Umstände weiter zusammenarbeiten, um die Kontrollen und Manöver durchzuführen.

Greenpeace hat die „Eventin“ zudem der sogenannten russischen Schattenflotte zugeordnet, zu der viele ältere, oft marode Öltanker gehören, die gegen das Rohöl-Embargo der EU operieren. Diese Schiffe sind für zahlreiche Zwischenfälle in der Ostsee verantwortlich, und ihre Zahl hat in den letzten Jahren zugenommen, obwohl ein Einfuhr- und Transportverbot von russischem Rohöl in der EU seit Dezember 2022 besteht. Greenpeace warnt vor der Gefahr, die von diesen älteren Tankern ausgeht, und fordert eine strenge Regulierung, berichtet ndr.de.

Politische Reaktionen und Sicherheitsbedenken

Die Reaktionen auf diesen Vorfall sind ebenso besorgniserregend. NATO plant, ihre Präsenz in der Ostsee nach dem Vorfall zu verstärken, um möglichen Gefahren von dieser Schattenflotte entgegenzutreten. Außenministerin Annalena Baerbock äußerte schwere Vorwürfe gegen Russland. Sie befürchtet nicht nur Umweltschäden, sondern auch eine Bedrohung für den Tourismus in den betroffenen Regionen. Zudem gab es bereits Vorfälle früher in diesem Jahr, bei denen andere Tanker in der Ostsee Feuer gefangen haben, was die Dringlichkeit von Maßnahmen erhöht.

Über 2.000 Schiffe sind täglich in der Ostsee unterwegs, doch die Sicherheitslage bleibt angespannt. Thilo Maack von Greenpeace warnt vor einer möglichen Umweltkatastrophe im Falle einer Havarie eines dieser alten Tanker und betont die Notwendigkeit von strengeren Regulierungen und einer Lotsenpflicht für russische Tanker in der Region.