Neubrandenburg

„Jahrestage“: Uwe Johnson-Dokumente treffen Neubrandenburg

Ein umfangreiches Archivmaterial zur Entstehung des TV-Vierteilers „Jahrestage“ von Uwe Johnson kehrt nach Mecklenburg-Vorpommern ins Stadtarchiv Neubrandenburg zurück, wo es zukünftigen Forschenden zur Verfügung stehen wird und die bedeutende Verfilmung des als unverfilmbar geltenden Romans würdigt, die im September 2000 in Anklam voraufgeführt wurde.

Die Rückkehr zahlreicher Dokumente über den bedeutenden Roman „Jahrestage“ von Uwe Johnson ins Stadtarchiv Neubrandenburg stellt einen bedeutenden kulturellen Moment für die Region dar. Neben zahlreichen Drehbuchfassungen und Recherchematerialien sind auch Gesprächsmitschnitte Teil dieser Sammlung, die künftig Forschern zur Verfügung stehen wird. Diese Materialien verdeutlichen den kreativen Prozess, der zu der Verfilmung des komplexen Werkes führte.

Wichtige Beiträge zur filmischen Umsetzung

Die Verfilmung von „Jahrestage“ bleibt ein bemerkenswertes Beispiel für die künstlerische Adaption eines Romans. Christoph Busch und Peter Steinbach, die für das Drehbuch verantwortlich sind, wurden 2001 mit einem Sonderpreis des Uwe-Johnson-Preises geehrt. MLG-Chef Carsten Gansel betont, dass diese Leistungen oft übersehen werden, denn Drehbuchautoren stehen in der Regel im Schatten von Regisseuren und Schauspielern. Dabei ist ihre Arbeit unerlässlich, um literarische Werke in bewegte Bilder zu übersetzen und zugänglich zu machen.

Kulturelles Erbe wird gewürdigt

Die Rückführung dieser Dokumente ist nicht nur eine wertvolle Bereicherung für das Stadtarchiv, sondern auch ein Zeichen der Würdigung für Uwe Johnson, der in Anklam und Güstrow aufwuchs und ein Leben lang eine tiefe Verbindung zur Region pflegte. Die Mecklenburgische Literaturgesellschaft (MLG) mit ihren Uwe-Johnson-Tagen hat dazu beigetragen, das Interesse an seinem Werk und dessen Verfilmung zu fördern. So fand die Voraufführung des TV-Vierteilers im September 2000 in Anklam statt, nur zwei Monate bevor der Film erstmals im Fernsehen gezeigt wurde.

Forschung und Bildung im Fokus

Die Möglichkeit, die nun zugänglichen Materialien im Archiv Neubrandenburg zu studieren, ermöglicht Wissenschaftlern einen intensiven Einblick in den kreativen Arbeitsprozess. Die Archivleiterin Eleonore Wolf beschreibt die Bedeutung dieser Dokumente für die Forschung: „Es ist faszinierend zu beobachten, wie aus 2000 Seiten Literatur ein Film entsteht.“ Gleichzeitig ist es ein Glücksfall, dass im Archiv noch Abspielgeräte vorhanden sind, um die alten Video- und Tonkassetten abzuspielen.

Ein vielschichtiges Werk

Der Roman „Jahrestage“ und die darauffolgende Verfilmung beleuchten die Geschehnisse eines Jahres von August 1967 bis August 1968 aus der Perspektive der in New York lebenden Gesine Cresspahl. Durch ihre Erzählungen über ihre Familie in Mecklenburg und die damit verbundenen historischen Kontexte wird die Komplexität der deutsch-deutschen Teilung thematisiert. Ein besonders aufschlussreiches Kapitel befasst sich mit dem Lager Fünfeichen bei Neubrandenburg, was die historische Relevanz der regionalen Bezüge unterstreicht.

Lebt in Stuttgarts Umland und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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