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Jugendliche in Sylter Club: Provokation mit rassistischer Parole und Hitlergruß – Konsequenzen drohen

An Pfingsten skandierten junge Menschen in einem Sylter Club zum Hit von Gigi D’Agistinos L’Amour toujours „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Vor laufenden Handykameras. Auch wenn manche jetzt von Denunzierung sprechen, weil die Parole nicht per se strafbar ist: Dass die Betroffenen schnell im Netz ausfindig gemacht wurden, darf sie nicht überraschen. Genauso wenig, dass arbeitsrechtliche Konsequenzen drohen. Zumal nicht nur gesungen, sondern auch der Hitlergruß gezeigt wurde; das ist definitiv strafbar.

Der Vorfall erinnert an den AfD-Parteitag in Greding, wo von Jungpolitikern in einer Diskothek ähnliche Aufnahmen entstanden sind. Dasselbe soll sich jüngst beim Landeskongress der FDP-Jugend und in einem Elite-Internat ereignet haben. Zwar ist bekannt, dass es unter jungen Menschen einen Rechtsruck gab. Die Autoren der Studie „Jugend in Deutschland 2024“ sehen als Grund eine „tief sitzende mentale Verunsicherung“, für die sicherlich auch die Politik mitverantwortlich ist. Es erscheint jedoch fraglich, ob es den sogenannten Rich Kids wirklich um legitime Kritik an der aktuellen Politik geht.

Das 23 Jahre alte Lied trendet seit Herbst letzten Jahres in den Charts. Damals stellten mehrere Männer bei einer Dorfparty in Mecklenburg-Vorpommern die fremdenfeindliche Version ins Netz und lieferten damit die Vorlage für unzählige solcher Vorfälle bundesweit. Seit Sonntag ist der Song auf Platz 1 der deutschen iTunes-Charts. Sind deswegen alle Hörer*innen rechtsextrem? Natürlich nicht. Ist es bedenklich, wenn sich eine völkische Parole aus Wut, Protest oder Spaß zu einer Art Internet-Meme entwickelt? Auf jeden Fall.

Die Antwort der Politik ist so einfallslos wie falsch: Das Lied darf auf dem Oktoberfest nicht mehr gespielt werden, kündigte Münchens Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) an. Spätestens nach dem (erfolglosen) Verbot des Liedes Layla im Jahr 2022 sollte klar sein, dass Verbote oft zu Trotzreaktionen führen. Gigi D’Agostino verweist darauf, dass es sich bei L’amour toujours um ein Liebeslied handelt – warum es den Rechten überlassen? Wünschenswert wäre allerdings, er würde einen Teil der unerwarteten Tantiemen an eine Stiftung gegen Rassismus spenden. Möglicherweise wäre der Hype dann zumindest unter Rechtsextremen schnell vorbei.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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