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Pionier des Wandels: Hans-Jürgen Merkle – Der erste Bürgermeister mit westdeutschen Wurzeln in Heringsdorf zieht sich zurück

Entwicklung und Erbe: Die Amtszeit von Heringsdorfs ersten Nach-Wende-Bürgermeister Merkle.

Als junger Mann hatte Hans-Jürgen Merkle noch nie etwas von Usedom gehört. Über eine Stellenausschreibung kam der damals 32-Jährige im Sommer 1990 zum ersten Mal in den Nordosten und wurde am 6. Dezember 1990 der erste Bürgermeister mit westdeutschen Wurzeln. 50 Bewerber gab es damals – der Verwaltungswirt bekam den Job. Jetzt hört das kommunalpolitische Urgestein der Kaiserbäder auf. Im OZ-Interview spricht er über seine Beweggründe.

Hans-Jürgen Merkle wird 66 Jahre und möchte mit 71 nicht mehr Gemeindevertreter sein. Auf die Frage, warum sein Name nicht unter den 79 Frauen und Männern auftaucht, die bei der Kommunalwahl für 21 Sitze in der Gemeindevertretung Heringsdorf kandidieren, antwortet er, dass alles seine Zeit hat. Merkle plädiert für eine Altersgrenze in der Kommunalpolitik, um einen notwendigen Austausch zu gewährleisten und verkrustete Mechanismen zu verhindern.

Der Bau der Heringsdorfer Seebrücke war ein Meilenstein für den Ort. In den 90er-Jahren gelang es, eine ausgewogene Mischung zwischen Investitionen im Tourismus und in die lokale Lebensqualität zu schaffen. Damals verzeichnete Heringsdorf über eine Million Übernachtungen pro Jahr bei 60.000 Ankünften. Merkle betont die Wichtigkeit einer altersgerechten Infrastruktur und zieht Vergleiche zu Rügen, das bessere Verkehrsverbindungen aufweist.

In den 90er-Jahren erlebte Heringsdorf einen Bauboom. Merkle erklärt, dass seine vorherige Erfahrung als Verantwortlicher für Liegenschaften in Bad Nauheim ihm half, Baugebiete für die Einheimischen zu erschließen. Heutzutage wären solche Preise von damals bei der heutigen Bürokratie undenkbar, so Merkle. Er betont die Notwendigkeit lösungsorientierten Denkens und kritisiert das heutige Verhalten, Entscheidungen zu verzögern, um Verantwortung zu vermeiden.

Die Stimmung nach der Wende beschreibt Merkle als herausfordernd, aber auch außergewöhnlich. Die damalige Fördermittelsituation sei heutzutage umgekehrt, und bürokratische Prozesse seien komplizierter geworden. Merkle spricht davon, dass Entscheidungsfindungen früher schneller waren und bezeichnet die Bauzeit der Heringsdorfer Seebrücke als Beispiel dafür.

Als Bürgermeister heute wäre es für Merkle wichtig, den Einheimischen den Erwerb von Wohneigentum zu erleichtern, um Vermögen aufzubauen. Er fordert eine aktive Rolle der Gemeinde bei der Ausweisung von Baugebieten und dem Kampf gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum. Wichtige Themen für die Gemeinde nach seinem Abschied sind das Haus der Erholung, die Zukunft der Ostseetherme und die Eisbahn, die bisher auf ungelöste Entscheidungen wartet.

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