Im Nordosten Deutschlands nehmen die Diebstähle auf städtischen Friedhöfen zu. Dies berichtet die FAZ. Die Polizei hat die Delikte im Blick, jedoch gestaltet sich die Umsetzung effektiver Gegenmaßnahmen als schwierig. Die Beschwerden über Diebstähle sind laut dem Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Friedhofswesen in Rostock erheblich gestiegen.
Die Täter stehlen vor allem Grabschmuck, Blumen und persönliche Deko-Gegenstände. In mehr als einem Fall wurden auch Handtaschen aus Rollatoren entwendet. Während in Stralsund die Diebstähle auf dem Zentralfriedhof als eher selten angesehen werden, hat die Friedhofsverwaltung dort dennoch empfohlen, diese Delikte bei der Polizei anzuzeigen. In Schwerin werden pro Jahr etwa zehn Fälle verzeichnet, wobei die Dunkelziffer höher liegen könnte.

Von besonderer Besorgnis sind die spezifischen Zeiträume, in denen Diebstähle häufig vorkommen. In Neubrandenburg wurden vor allem rund um Gedenktage im November sowie während der klassischen Pflanzzeiten im Frühjahr, Sommer und Spätsommer vermehrt Diebstähle festgestellt. Die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasst allerdings Diebstähle nicht gesondert für Friedhöfe. Für 2023 wurden in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 100 Diebstahlsdelikte gezählt, wobei vorläufige Ergebnisse für 2024 eine leicht rückläufige Tendenz zeigen. Die Polizei empfiehlt eine erhöhte Achtsamkeit unter den Friedhofsbesuchern, um verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu melden.

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Zukunft der Friedhöfe

Parallel zu den aktuellen Vorfällen auf den Friedhöfen wird die generelle Zukunft der Friedhofskultur in Norddeutschland untersucht. Laut einem Forschungsprojekt der Theologischen Fakultät der Universität Rostock sind etwa 80 Prozent der Friedhöfe in Mecklenburg-Vorpommern in kirchlicher Trägerschaft. Traditionelle Bestattungsformen scheinen jedoch an Bedeutung zu verlieren. Urnen- und Seebestattungen sowie anonyme Beerdigungen gewinnen an Popularität.
Professor Thomas Klie, der das Projekt leitet, betont das negative Image von Friedhöfen, das häufig mit Enge und Überregulierung assoziiert wird. Um dem entgegenzuwirken, möchten Rostocker Forscher ortsnahe Entwicklungskonzepte für die Friedhöfe in MV erarbeiten. Hierbei sollen auch einfache Maßnahmen wie Klappstühle für Dorffriedhöfe und digitale Service-Plattformen für Stadtfriedhöfe in Betracht gezogen werden.

Digitale Überwachung und Verwaltung

Um die Herausforderungen der Friedhofsverwaltung zu meistern, wird auch die Nutzung digitaler Technologien vorangetrieben. Die digitale Friedhofssoftware „EineStadt“ ermöglicht eine dezentrale Verwaltung von städtischen Friedhöfen über verschiedene digitale Geräte. Diese Software, die auch in anderen städtischen Bereichen Anwendung finden kann, bietet unter anderem die Möglichkeit, sämtliche Daten der Verstorbenen zu erfassen, auslaufende Nutzungszeiten zu überwachen und Mängel direkt am Grab zu dokumentieren. Die Software erkennt automatisch, um welches Grab es sich handelt und unterstützt die Kontrolle der Arbeit von Friedhofsgärtnern in Echtzeit.

Die anstehenden Herausforderungen und Entwicklungen auf Friedhöfen in Norddeutschland weisen auf die Notwendigkeit hin, sowohl der Sicherheit als auch der Zukunftsorientierung in der Friedhofskultur mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Die Kombination aus digitaler Technologie und dem Bewusstsein für Diebstähle könnte hierbei eine entscheidende Rolle spielen.