Deutsche feiern EM mit ‚Ausländer raus‘ zu ‚L’amour toujours‘ – Die alarmierende Recherche von ZEIT ONLINE

Sylt und die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland

Nach den Vorfällen in der Pony Bar auf Sylt während des Pfingstwochenendes wurde die Frage aufgeworfen, ob ähnliche Situationen auch an anderen Orten in Deutschland möglich sind. Eine Recherche von ZEIT ONLINE bei Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften aller 16 Bundesländer ergab, dass ausländerfeindliche Gesänge zu dem Lied „L’amour toujours“ von Gigi d’Agostino tatsächlich an vielen Orten in Deutschland vorkommen. Die meisten dokumentierten Fälle wurden am 25. Mai dieses Jahres registriert, kurz nachdem ein Video von den Vorfällen auf Sylt bekannt wurde. Der erste bekannte Fall ereignete sich in Mecklenburg-Vorpommern.

Ausmaß der Vorfälle und Reaktion der Politik

Die Umfrage zeigte, dass mindestens 133 Fälle von ausländerfeindlichen Parolen zu „L’amour toujours“ in verschiedenen Veranstaltungsorten wie Dorffesten, Diskotheken, Strandpartys, Karnevalsfeiern und Schulen verzeichnet wurden. Diese Vorfälle haben zu Verurteilungen von Seiten der Politik geführt, unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die die Gesänge als „eklig“ und „Schande für Deutschland“ bezeichneten. Als Reaktion haben Veranstalter begonnen, das Lied aus ihren Programmen zu streichen, um weitere Vorfälle zu verhindern.

Polizeiliche Ermittlungen und Vorfallsschwerpunkte

Die Strafverfolgungsbehörden in fast allen Bundesländern haben Vorkommnisse im Zusammenhang mit „L’amour toujours“ registriert, wobei die meisten Fälle in Niedersachsen bekannt wurden. Obwohl einige Ermittlungen aufgrund mangelnden Tatverdachts eingestellt wurden, deutet die hohe Zahl der gemeldeten Vorfälle darauf hin, dass ausländerfeindliche Gesänge zu diesem Lied ein weit verbreitetes Problem in Deutschland darstellen. Die Behörden sind bestrebt, Maßnahmen zu ergreifen, um solche Vorfälle künftig zu verhindern und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.