Ralf Ludwig, Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), sieht sich in einer angespannten Situation. Nach 15 Monaten im Amt wurde Jana Brandt, derzeitige Programmdirektorin in Halle und kommissarisch für Leipzig zuständig, im Rundfunkrat abgelehnt. Ludwig hatte ursprünglich geplant, Brandt als Direktorin für beide Programmbereiche einzusetzen. Mit dieser Entscheidung steht auch das Budget des MDR auf dem Spiel, denn Ludwig strebt Einsparungen von 40 Millionen Euro für das Jahr 2023 an, die bis 2028 auf insgesamt 160 Millionen Euro steigen sollen. Der MDR hat seit Jahren mit einem Einnahmenüberschuss zu kämpfen, was dazu führen wird, dass die Rücklagen im Jahr 2024 aufgebraucht sein werden.
In einem kritischen Schritt plant der MDR, die Anzahl der Direktionen von acht auf sieben zu reduzieren. Ein Hauptpunkt dieser Reform ist die angestrebte Zusammenlegung der Programmdirektionen in Halle und Leipzig, die jedoch auf Widerstand der Landesregierung Sachsen-Anhalt gestoßen ist. Ähnlich wie die einflussreiche Rolle, die der Personalrat des MDR in Entscheidungen spielt, bleibt unklar, wie sich die Pläne zur Zusammenlegung tatsächlich entwickeln werden.
Widerstand im Rundfunkrat
Der Rundfunkrat des MDR hat die Tagesordnung kurzfristig geändert, um über die Unterstellung von Jana Brandt zu entscheiden. Die Abstimmung erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit und benötigte eine Zweidrittelmehrheit, was bedeutete, dass 27 von 40 anwesenden Rundfunkräten zustimmen mussten. Brandt konnte in keinem der drei Wahlgänge die nötige Stimmenanzahl erreichen. Bislang hat sich der MDR weder zu Brandts Ablehnung noch zur Situation von Intendant Ludwig geäußert.
Zusätzlich gab es kürzliche Entwicklungen im MDR-Management. Klaus Brinkbäumer trat im vergangenen Jahr als Programmdirektor in Leipzig zurück, was die Spekulationen über eine Zusammenlegung befeuerte. Jana Brandt hat bereits das Amt in Leipzig interimistisch übernommen, wird aber nun mit der dauerhaften Leitung der fusionierten Direktion betraut. Diese soll ab dem 1. März 2025 unter einem gemeinsamen Dach operieren, mit dem Sitz in Halle. Brandt hat erklärt, dass sie nach einer dreijährigen Amtszeit in den Vorruhestand gehen möchte.
Übergreifende Reformen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Die Herausforderungen des MDR sind Teil einer größeren Diskussion über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. Der Zukunftsrat hat Empfehlungen vorgelegt, um die Effizienz der Sender zu steigern und die Akzeptanz ihrer Angebote zu erhöhen. Die Vorsitzende des Gremiums, Julia Jäkel, betonte, dass es sich um Umbauten des Systems, jedoch nicht um systemverändernde Maßnahmen handeln soll. Eine der wichtigsten Empfehlungen sieht die Schaffung einer zentralen ARD-Anstalt für bundesweite Inhalte vor, um Doppelstrukturen abzubauen und den Fokus auf regionale Inhalte zu verstärken.
Die Reformen zielen darauf ab, Prozesse zu optimieren und die Entscheidungen zu beschleunigen. Dabei bleibt der Rundfunkbeitrag bestehen, doch die Verteilung der Gelder soll automatisiert und entpolitisiert werden. In einem sich verändernden Medienumfeld ist es essenziell, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich von den privaten Anbietern abhebt und Angebote bereitstellt, die demokratie- und gemeinwohlorientiert sind.
In einer weiteren Sitzung wird die Rundfunkkommission der Bundesländer die Vorschläge des Zukunftsrates beraten, was grundlegende Auswirkungen auf die Struktur und den Betrieb der Rundfunkanstalten haben könnte.
Zusammengefasst bleibt die Lage beim MDR überaus angespannt. Es bleibt zu hoffen, dass mit den bevorstehenden Reformen eine Verbesserung der Situation gelingt und der Sender für seine Zuschauer attraktiv bleibt.
Für weitere Informationen lesen Sie die Artikel von FAZ, DWDL und Tagesschau.