Mali, Burkina Faso und Niger haben heute offiziell die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) verlassen und somit einen signifikanten Schritt in ihrer geopolitischen Ausrichtung vollzogen. Der Austritt, der bereits vor einem Jahr beschlossen wurde, tritt nun in Kraft und hat Auswirkungen auf rund 73 Millionen Menschen, die den Binnenmarkt mit Freizügigkeit und politischer Kooperation verlieren. Die Militärjuntas der drei Staaten haben die Zusammenarbeit mit Ecowas zunehmend als Werkzeug der ehemaligen Kolonialmächte, insbesondere Frankreich, empfunden. Diese Ankündigung basiert auf Berichten von Focus.

Die Beziehung zwischen den Staaten und Ecowas ist seit den Militärputschen in Mali (2021), Burkina Faso (2022) und Niger (2023) kontinuierlich belastet. Die neuen Regierungen in diesen Ländern haben sich entschieden, ihre politischen und wirtschaftlichen Bindungen neu zu gestalten. Frankreich und andere internationale Akteure müssen sich nun mit der veränderten Dynamik in der Region auseinandersetzen, während Ecowas um mehr als die Hälfte seiner Fläche und ein Zwölftel der Wirtschaftsleistung schrumpft.

Rallyes und öffentliche Stimmung

Die Entscheidung zum Austritt wird in der Bevölkerung der betroffenen Staaten unterschiedlich wahrgenommen. Massive Rallyes fanden in Burkina Faso, Mali und Niger statt, bei denen Tausende Menschen den Schritt bejubelten. Die Militärregierungen finden in der Bevölkerung Rückhalt, indem sie den Austritt aus Ecowas als Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Selbstbestimmung darstellen. Dies wird auf SF Examiner berichtet.

Der Konflikt mit islamistischen Terrormilizen in der Region trägt zur Unruhe bei. Seit 2022 wurden Zehntausende Menschen getötet. Dennoch bleibt abzuwarten, wie die drei Staaten weiterhin mit anderen Ländern kooperieren werden, die auch von der Gewalt bedroht sind. Besonders in den dicht besiedelten Grenzregionen drohen wirtschaftliche Probleme, einschließlich möglicher Zölle und Visabeschränkungen für die Bürger.

Rolle Russlands und internationale Beziehungen

Eine der unmittelbaren Konsequenzen des Austritts ist eine verstärkte Partnerschaft mit Russland. Die Militärjuntas haben bereits Abkommen in Bereichen wie Militär, Landwirtschaft und Bildung geschlossen. Dies könnte die geopolitische Landschaft erheblich verändern, da russische Privatarmeen, wie die Wagner-Gruppe, in der Region aktiv sind. Im Gegensatz dazu zieht Frankreich seine Truppen ab, nachdem die neuen Regierungen eine solche Maßnahme gefordert haben. Dieser Rückzug hat weitreichende Folgen, da Frankreich ursprünglich zur Bekämpfung radikal-islamistischer Gruppen in die Region gekommen war, so DW.

Die französische Politikerin Hélène Conway-Mouret äußerte auf der Münchner Sicherheitskonferenz, dass der Rückzug schmerzhafte Folgen haben könnte. Deutschland hingegen plant, in der Sahel-Region präsent zu bleiben, um Lösungen zu finden, die von den Menschen vor Ort kommen. Der mauretanische Verteidigungsminister betont die Bedeutung der Sahelzone als geopolitische Grenze Europas, was auf die zunehmenden Sicherheitsherausforderungen in der Region hinweist.

Die Situation bleibt angespannt und unklar, wie sich die ökonomischen und politischen Beziehungen in der Region entwickeln werden, während die Sicherheitslage auch weiterhin instabil ist.