Am 4. Februar 2025 hat die Rebellenmiliz M23 in der Demokratischen Republik Kongo eine einseitige Waffenruhe aus humanitären Gründen angekündigt. Die Ankündigung folgt auf die brutalen Kämpfe, die zur Einnahme der großen Stadt Goma im Osten des Landes führten. Nach Berichten hat die M23 die Stadt, die an der Grenze zu Ruanda liegt, nach mehrtägigen heftigen Gefechten erobert und hält somit die Kontrolle über die wichtige Wirtschaftsregion, die reich an wertvollen Rohstoffen ist, darunter Coltan, Gold, Nickel, Kobalt und Kupfer. Diese Eskalation könnte den Konflikt in einen regionalen Krieg verwandeln, ähnlich den Kongo-Kriegen von 1996 bis 2003, warnen Experten.
Die Kämpfe zwischen der M23 und der kongolesischen Armee haben erhebliche Verluste gefordert. Laut den Vereinten Nationen zählte man mindestens 900 Tote und rund 2.900 Verletzte. M23-Sprecher Lawrence Kanyuka betonte, dass die Waffenruhe dazu diene, die Zivilbevölkerung zu schützen und die eroberten Stellungen zu verteidigen. Die kongolesische Regierung hat bislang auf die Erklärung der M23 nicht reagiert, und es bleibt unklar, ob das Militär ebenfalls bereit ist, die Feuerpause einzuhalten.
Hintergründe des Konflikts
Der Konflikt hat tiefere Wurzeln, die bis zum Genozid in Ruanda 1994 zurückreichen, welcher eine massive Flüchtlingskrise auslöste und zu anhaltenden Spannungen in der Region führte. Die M23 wirft der kongolesischen Armee vor, ein Friedensabkommen von 2009 nicht eingehalten zu haben, was zur Gründung der Gruppe im Jahr 2012 führte. In der Vergangenheit hatte die M23 Goma bereits einmal kurzzeitig besetzt, bevor internationaler Druck sie zum Rückzug zwang. Seit der Wiederbelebung ihrer Aktivitäten Ende 2021 hat die Gruppe an Stärke gewonnen und Berichten zufolge die Unterstützung von etwa 4.000 Soldaten aus Ruanda. Ruanda wird von den USA, der EU und weiteren internationalen Akteuren beschuldigt, in den Konflikt einzugreifen, was die politischen Spannungen weiter anheizt.
In Reaktion auf die aktuelle Krise hat Kenias Präsident William Ruto einen regionalen Krisengipfel einberufen, an dem auch die Staatsoberhäupter von Kongo und Ruanda, Patrick Félix Tshisekedi und Paul Kagame, teilnehmen werden. Dies könnte ein erster Schritt zu einer diplomatischen Lösung sein, während die kongolesische Regierung die internationale Gemeinschaft eindringlich auffordert, Maßnahmen gegen Ruanda zu ergreifen.
Die Lage in Goma
Goma selbst, das am Ufer des Kivusees liegt und nahe der ruandischen Grenze ist, ist eine bedeutende Wirtschaftsdrehscheibe in Zentralafrika. Die Kontrolle über diese Region wird nicht nur für die militärischen Akteure, sondern auch für die regionalen und internationalen Akteure von strategischer Bedeutung sein. Die M23 könnte die Kontrolle über die bedeutendste Coltan-Mine der Welt haben, was zusätzlich die globalen Rohstoffmärkte beeinflussen könnte.
Die internationalen Reaktionen auf die Übernahme Gomas waren scharf, mit Verurteilungen Rwandas Rolle durch Länder wie Großbritannien, Frankreich und die USA. Der UN-Sicherheitsrat hat die Invasion in seltener Einmütigkeit verurteilt, während Deutschland die Gespräche über Entwicklungshilfe ausgesetzt hat. Diese Situation bleibt angespannt und offenbart die Komplexität der geopolitischen Interessen in der Region.