In der geopolitisch angespannten Region rund um das von Russland eroberte Dorf Schewtschenko sind wertvolle Lithiumvorkommen unter russischer Kontrolle geraten. Denis Puschilin, der Chef der selbsternannten „Volksrepublik Donez“ (DNR), erklärte in einem Bericht für den Sender „Rossija 24“, dass die Lithiumlagerstätte für den Westen von großem Interesse sei. Diese Lagerstätte, die 1982 entdeckt wurde, hat geschätzte Reserven von 13,8 Millionen Tonnen und ist Teil einer Region, die ebenso Niob, Beryllium und Tantal birgt.
Puschilin kündigte an, dass die Lithiumvorkommen der DNR und der Bevölkerung Russlands zugutekommen würden. Diese Art von Ressourcenkontrolle könnte erhebliche Auswirkungen auf die Weltmärkte haben, insbesondere in einer Zeit, in der Lithium als „weißes Gold“ und entscheidender Bestandteil der Energiewende und Elektromobilität betrachtet wird. Russische Truppen hatten das Dorf Schewtschenko am 11. Januar erobert, was erneut die strategische Bedeutung dieser Rohstoffvorkommen unterstreicht. Andrei Belousov, russischer Verteidigungsminister, gratulierte der „74. motorisierten Schützenbrigade der Unabhängigen Garde“ für den militärischen Erfolg.
Rohstoffe und ihre globale Bedeutung
Die Bedeutung von Lithium reicht über den Standpunkt der geopolitischen Kontrolle hinaus. Für die Wirtschaft in Deutschland und in der Europäischen Union ist Lithium entscheidend, insbesondere um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Jedes Elektroauto benötigt mehrere Kilogramm Lithium für seine Akkus, was den Rohstoff zu einem unverzichtbaren Baustein für die Zukunft der Mobilität macht. Aktuell ist Deutschland stark von Lithium-Importen abhängig, vor allem aus Ländern wie Chile und China, was erhebliche Risiken für die heimische Industrie mit sich bringt.
In einem wichtigen Schritt zur Marktentwicklung wird im November 2024 in Frankfurt-Höchst eine Industrieanlage zur heimischen Lithiumproduktion eröffnet. Die Firma Vulcan Energy wird Lithiumchlorid aus bis zu 3000 Metern Tiefe im Oberrheingraben fördern. Dieses Lithiumchlorid soll in hochreines Lithiumhydroxid umgewandelt werden, das wiederum in der Batteriefertigung Verwendung findet. Ab Ende 2026 sollen jährlich 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid produziert werden, was für die Batterieproduktion von etwa 500.000 Elektrofahrzeugen ausreicht.
Europäische Lithiumstrategie und zukünftige Projekte
Im Rahmen der Bemühungen zur Sicherstellung der Rohstoffversorgung plant die Bundesregierung, Rohstoffunternehmen durch einen Rohstofffonds zu unterstützen. Prognosen zeigen, dass der europäische Lithiumbedarf bis 2030 auf 77.000 Tonnen steigen wird. Aktuell befinden sich rund 20 Lithiumprojekte in der Entwicklung innerhalb der EU, während Deutschland bestätigte Lithiumvorkommen von 3,8 Millionen Tonnen aufweist, was global den siebten Platz belegt.
Zudem will Zinnwald Lithium bis 2030 ein Untertagebergwerk im Erzgebirge eröffnen, das über ein Potenzial von 430.000 Tonnen Lithium verfügt. Als weitere Maßnahme unterstützt Bundeskanzler Olaf Scholz Projekte zur Lithiumförderung in Serbien. Der Critical Raw Material Act der EU zielt darauf ab, bis 2030 mindestens 10 Prozent der benötigten kritischen Rohstoffe in der EU zu fördern.
Angesichts dieser Entwicklungen wird deutlich, dass der Wettbewerb um kritische Rohstoffe wie Lithium in den kommenden Jahren voraussichtlich intensiver wird, wobei geopolitische Spannungen und nationale Interessen weiterhin eine herausragende Rolle spielen werden.