Am 10. Januar 2025 wird die neue Veranstaltungsreihe „Eine Universität, ein Buch“ an der Universität Bielefeld mit der Lesung von Dmitrij Kapitelman eröffnet. Sein Roman „Eine Formalie in Kiew“ steht im Mittelpunkt dieser Reihe, die vom Fachbereich Germanistik und der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft organisiert wird. Die Veranstaltungsreihe bietet ein literaturwissenschaftliches Seminar, eine interdisziplinäre Vortragsreihe sowie Autor*innenlesungen und -gespräche. Am 14. Januar 2024 wird Kapitelman um 19 Uhr in der Wissenswerkstadt aus seinem Werk lesen, das als wichtiger Beitrag zum Verständnis gegenwärtiger kultureller, politischer und sozialer Debatten gewertet wird.
Interessierte Leserinnen und Leser sind eingeladen, sich für die Lesung auf der Webseite der Wissenswerkstadt ein Gratis-Ticket zu sichern. Die Wahl auf Kapitelmans Buch fiel aufgrund seiner Fähigkeit, komplexe Themen wie Heimatlosigkeit und familiäre Bindungen aufzugreifen. Der Roman erzählt die bewegende Geschichte einer Familie, die Herausforderungen des Lebens in der Fremde meistern muss. Der Hauptprotagonist Dima versucht, Deutscher zu werden, während er sich mit bürokratischen Hürden konfrontiert sieht, darunter eine Reise nach Kiew, um eine Apostille zu besorgen und sich mit seiner zerstrittenen Familie auseinanderzusetzen.
Eindrücke und Stilmittel
Dmitrij Kapitelman, 1986 in Kiew geboren und als Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen, ist bekannt für seinen bemerkenswerten Erzählerstil. Kritiker loben ihn für seine Fähigkeit, neue Begriffe zu finden und melancholische Themen mit Leichtigkeit zu erzählen. Die Figuren in „Eine Formalie in Kiew“ werden als zärtlich und berührend beschrieben. Kapitelman kombiniert tragische und komische Elemente und zeigt ein deutliches Bewusstsein für die Fluidität von Identitäten und Zugehörigkeiten. Sein Werk wird als ein sprachliches Feuerwerk charakterisiert, das Humor und Fantasie vereint und als Einladung zum Dialog in ein vieldeutiges Land verstanden werden kann.
Seine Erfahrungen als Migrant und die komplexen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern finden dabei einen zentralen Platz in der Erzählung. Kapitelmans Roman, der auch als Liebeserklärung an seine Eltern interpretiert wird, thematisiert die Auswirkungen von Migration und den damit verbundenen Herausforderungen. Die Leichtigkeit und Zärtlichkeit, mit der dieser Autor schreibt, berührt die Leser und lädt zur Reflexion über tiefgreifende gesellschaftliche Themen ein.
Der kulturelle Kontext
Die Auseinandersetzung mit ukrainischer Literatur im deutschsprachigen Raum hat eine lange Geschichte, die spannungsreiche Narrative und kulturelle Austauschprozesse umfasst. Die Sowjetunion hatte über mehrere Jahrzehnte hinweg einen großen Einfluss auf das kulturelle Leben in der Ukraine. Historisch betrachtet bestand die Sowjetunion bis 1991 und war geprägt von einer starken zentralen Kontrolle, die auch die ukrainische Identität und Kultur beeinflusste. In den 1970er Jahren fand jedoch ein erster Kulturaustausch zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland statt, der zur Veröffentlichung von anthologischen Arbeiten ukrainischer Literatur führte, wie das Werk von Anna-Halja Horbatsch.
Kapitelmans Schaffen reflektiert nicht nur persönliche Erfahrungen, sondern auch die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, die mit Migration und Identität verbunden sind. Das Werk fungiert somit als Brücke, die die Leser in die komplexe Welt ukrainischer Kultur und deren Verbindungen zu Europa einführt.
Die Lesung und die damit verbundene Veranstaltungen an der Universität Bielefeld stehen nicht nur im Zeichen der Literatur, sondern sie fördern auch den dringend benötigten Austausch zwischen Literaturschaffenden, der Stadtgesellschaft und Forschenden. Uni Bielefeld berichtet, dass diese Initiativen entscheidend für das kulturelle Verständnis im heutigen Europa sind. Dmitrij Kapitelmans Roman bietet eine wertvolle Perspektive auf die gegenwärtigen Herausforderungen von Identität und Heimat.
Für mehr Informationen zu Kapitelmans Werk und weiteren Veranstaltungen, besuchen Sie die Seite des Hanser Literaturverlage oder erfahren Sie mehr über die ukrainische Literatur im Interview mit Experten auf Copernico.eu.