Leoni, ein bedeutender Autozulieferer mit Sitz in Nürnberg, hat ein neues Werk im marokkanischen Agadir eröffnet. Der Standort wird in der Nähe eines beliebten Touristenziels errichtet, das für seine langen Sandstrände bekannt ist. Die Eröffnung ist Teil einer umfassenden Strategie von Leoni, die darauf abzielt, die Produktionskräfte für Bordnetze zu stärken, insbesondere in den Bereichen Lkw, Powertrain und Offroad-Segmente.
Mit einer Investition von über 20 Millionen Euro plant Leoni, über 3000 neue Arbeitsplätze in Agadir zu schaffen. Allerdings wird diese Expansion nicht in Deutschland stattfinden, wo der Zulieferer gleichzeitig mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert ist. So kündigte der Coburger Zulieferer Brose an, Hunderte Stellen in drei fränkischen Städten abzubauen, während Schaeffler in Herzogenaurach Ende 2022 den Verlust von 2800 Arbeitsplätzen in Deutschland bekannt gab. Leoni selbst plant bis 2026, rund 4500 Stellen zu streichen.
Strategische Positionierung in Marokko
Fakhri Bouguerra, Geschäftsführer von Leoni in Marokko, hebt die strategische Lage des neuen Standorts sowie die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte hervor. Dies ist besonders relevant, da der Automobilsektor zunehmend unter Druck gerät. Die Investition in die marokkanische Fabrik wird als Vorzeigeprojekt für digitale und automatisierte Prozesse beschrieben, was für die Zukunft der Automobilindustrie entscheidend sein könnte.
Parallel dazu hat Leoni ein neues Entwicklungszentrum namens „Innovation Industrialization Center“ (IIC) in Kitzingen eröffnet. Auf einer Fläche von etwa 3.000 Quadratmetern soll das IIC effizientere Fertigungsprozesse für zonale Bordnetz-Architekturen erforschen. Dieses Zentrum dient als Think-Tank für die gemeinsame Produkt- und Fertigungsentwicklung mit Kunden, wobei Experten aus verschiedenen Bereichen kooperieren, um innovative Lösungen zu erarbeiten.
Digitalisierung in der Automobilindustrie
Die Herausforderungen, vor denen Leoni steht, sind nicht einzigartig. Die gesamte deutsche Automobilbranche befindet sich in einer Phase des Wandels, die durch die Digitalisierung geprägt ist. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat das ADAXO-Konzept entwickelt, um die sichere und gerechte Nutzung von Daten entlang der Wertschöpfungskette zu fördern. Dies ermöglicht eine vertrauensvolle und transparente Datenweitergabe zwischen verschiedenen Akteuren der Branche. Modernisierte Fahrzeuge erzeugen eine Vielzahl an Daten, die für Dienste wie Predictive Maintenance und zur Optimierung des Fahrverhaltens genutzt werden können.
Unternehmen müssen jedoch Strategien entwickeln, die sowohl die Erfassung als auch den Schutz dieser Daten sicherstellen. Hierbei kommt der enge Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Zulieferern, Regulierungsbehörden und anderen Stakeholdern eine wesentliche Rolle zu. Ziel muss es sein, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, ohne die Sicherheit und Privatsphäre zu gefährden.
Während die Branche sich also auf ein zukunftsorientiertes Geschäftmodell fokussiert, bleibt der Balanceakt zwischen Arbeitnehmerabbau und Schaffung neuer Arbeitsplätze eine spannende Herausforderung. Leoni’s Schritte in Marokko und die Neueröffnung des IIC sind Beispiele für die Anpassung an die Bedürfnisse eines sich schnell verändernden Marktes und die damit verbundenen technologischen Anforderungen.
Für weitere Details zu Leone’s aktueller Situation und dem neuen Werk besuchen Sie InFranken, Automobil Industrie und VDA.