In Deutschland fühlen sich Verbraucher zunehmend getäuscht, wenn es um die Qualität von Lebensmitteln geht. Der Ärger über den Ersatz wertvoller Zutaten durch günstigere Alternativen und Aromen ist groß. Besonders betroffen sind Produkte wie Schokolade, Müsli, Getränke, Fertiggerichte und Backwaren. Verbraucher berichten von einem zunehmenden Gefühl, dass Lebensmittel früher besser schmeckten. Ein Grund für diese Wahrnehmung könnte die hohe Inflation sein, die sich seit 2021 bemerkbar macht und für einen drastischen Anstieg der Preise gesorgt hat. Kritiker verweisen auf die „Gier“ der Hersteller, die in der aktuellen Marktsituation nach Profitmaximierung streben. Diese Entwicklung wird durch exorbitante Preiserhöhungen bei Zutaten verstärkt, während die großen Handelsketten rigoros beim Einkauf verhandeln und die Verbraucher über die Preise wachen müssen, wie Schwäbische berichtet.
Verbraucherschützer fordern daher mehr Transparenz. Sie setzen sich dafür ein, dass Rezepturänderungen auf Verpackungen für mindestens sechs Monate deutlich gekennzeichnet werden. Bislang können Verbraucher zwar Informationen auf Verpackungen finden, jedoch ist dies oft mit erheblichem Aufwand verbunden. Ärzte und Ernährungsexperten empfehlen zudem, weniger stark verarbeitete Produkte zu konsumieren und mehr frische Lebensmittel in die Ernährung einzubinden.
Die Preisexplosion
Die hohen Lebensmittelpreise, die seit 2021 um fast 33 Prozent gestiegen sind, belasten die Verbraucher erheblich. Im Vergleich dazu liegt die Gesamtinflationsrate bei etwa 20 Prozent. Die Ursachen dieser Preissteigerungen sind unklar, was Anlass zur Sorge gibt. Um dem entgegenzuwirken, fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) die Einrichtung einer Preisbeobachtungsstelle. Diese Stelle könnte helfen, die Entstehung der Preise transparent zu machen und unfaire Praktiken aufzudecken. Ramona Pop, Vorständin des vzbv, betont die Notwendigkeit, diese Fragen umfassend zu klären. In anderen europäischen Ländern existieren bereits solche Preisbeobachtungsstellen, die als Vorbild dienen könnten, wie VZBV festgestellt hat.
Eine Machbarkeitsstudie des vzbv hat gezeigt, dass eine solche Stelle entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette umsetzbar ist. Dies könnte der Bundesregierung helfen, bestehende Datenlücken zu identifizieren und zu schließen. Der Fokus der geplanten Preisbeobachtungsstelle soll zunächst auf frischen, wenig verarbeiteten Grundnahrungsmitteln liegen. Die Ergebnisse der Preisbeobachtungen sollen jährlich dem Bundestag vorgelegt werden. Dies könnte eine grundlegende Veränderung für die Markttransparenz und die Preispolitik in Deutschland bedeuten.
Auf europäischer Ebene
Die European Commission hat bereits im April 2024 die Agriculture and Food Chain Observatory (AFCO) ins Leben gerufen, um den Überblick über die Preisentwicklung in der Lebensmittelkette zu verbessern. Der vzbv fordert darüber hinaus einheitliche Berichtspflichten und Auswertungsmethoden auf europäischer Ebene, um diese Transparenz auch über nationale Grenzen hinweg zu gewährleisten, wie foodwatch ebenfalls thematisiert.
Auf diese Weise hoffen Experten und Verbraucher, mehr Gerechtigkeit auf dem Lebensmittelmarkt zu erreichen und die Qualität von Lebensmitteln für alle zugänglich zu machen. Verbraucher sollten in der Lage sein, informierte Entscheidungen zu treffen, die nicht nur die Preise, sondern auch die Qualität der von ihnen gekauften Produkte berücksichtigen.