Im Mordprozess um das neunjährige Mädchen Valeriia wurde ein 37-jähriger Moldauer vom Landgericht Chemnitz zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil fiel am vierten Verhandlungstag und folgt der Forderung der Staatsanwaltschaft, die die besondere Schwere der Schuld des Angeklagten feststellte. Diese Feststellung wirkt sich auf die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung nach 15 Jahren aus und schließt diese nahezu aus, berichtet Sächsische.de.

Die tragische Tat fand am 3. Juni 2024 statt, als Valeriia auf dem Weg zur Schule verschwand. Hunderte Polizisten suchten tagelang nach ihr, unterstützt von Tauchern, Drohnen und Hunden. Eine Woche später wurde ihre Leiche in einem Wald, etwa vier Kilometer von der Wohnung gefunden. Ein Rechtsmediziner stellte fest, dass das Mädchen in ihren Atemwegen Schlamm hatte und erstickt war. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, dass der Angeklagte Valeriia aus Rache an ihrer Mutter tötete, was die Verwicklungen in das Leben des Mädchens besonders tragisch macht.

Details zur Tat

Valeriia und ihre Mutter flohen vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland und fanden in Döbeln ein neues Zuhause. Der Angeklagte war der Ex-Partner von Valeriias Mutter und hatte die Familie zuvor bereits belastet. Valeriia wurde als „Ersatzopfer“ gewählt, nachdem die Beziehung zwischen ihrer Mutter und dem Angeklagten endete.

Bei der Verhandlung plädierte die Verteidigung auf Totschlag und wies darauf hin, dass die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe nicht nachgewiesen seien. Ein Antrag auf psychiatrische Begutachtung des Angeklagten wurde abgelehnt. Im Verlauf des Prozesses hinterließ Valeriias Vater unter Tränen einen eindringlichen Appell an das Gericht: Er bat um die höchstmögliche Strafe für den Angeklagten, um die unfassbare Trauer über den Verlust seiner Tochter zu verarbeiten.

Gesellschaftlicher Kontext

Der Fall Valeriia kommt in eine Zeit, in der Gewalt gegen Frauen verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Laut einem Lagebild der Bundesregierung waren im Jahr 2023 938 Mädchen und Frauen Opfer eines versuchten oder vollendeten Tötungsdeliktes, wobei eine erschreckende Mehrheit von 80,6% der Tötungsdelikte in Paarbeziehungen geschah. Der Leidensdruck und die Dringlichkeit, effektive Schutzmaßnahmen für Frauen zu etablieren, werden von Politikern wie der Bundesfrauenministerin Lisa Paus und der Bundesinnenministerin Nancy Faeser hervorgehoben. Beide fordern härtere Strafen für Täter und mehr Unterstützung für Opfer, einschließlich verpflichtender Anti-Gewalt-Trainings und elektronischer Fußfesseln.

Die Ombudsstellen und Hilfsorganisationen berichten von einem großen Dunkelfeld im Bereich häuslicher und digitaler Gewalt. Der Mordfall Valeriia steht daher nicht nur für das individuelle Leid der Betroffenen, sondern auch für die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen Frauen und Mädchen in Deutschland konfrontiert sind. Die Aufklärung und Bekämpfung solcher Gewalt ist nicht nur eine juristische, sondern auch eine gesellschaftliche Pflicht. Zudem wird die Hilfe verbunden mit einer verbesserten Aufklärung über Hilfsangebote wie das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ hervorgehoben, das rund um die Uhr kostenlose, anonyme Beratung anbietet.