Der renommierte deutsche Künstler Anselm Kiefer äußert seine Besorgnis über die politische Lage in Deutschland und die alarmierenden Zugewinne der Alternative für Deutschland (AfD) bei den Bundestagswahlen, wo sie 20,8 Prozent der Stimmen erzielte. In einem Interview beschreibt Kiefer die gegenwärtige Situation als „schrecklich“ und betont sein Gefühl der Bedrohung. Er warnt vor der Gefahr des Rechtsextremismus und Antisemitismus, die in der gegenwärtigen Gesellschaft weiter fruchtbar ist. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die AfD mittlerweile als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein, und in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird die Partei vollständig als gesichert rechtsextrem bewertet. Kiefer kritisiert diesen Trend und vergleicht die gegenwärtige politische Konstellation mit dem Kalten Krieg, den er als berechenbar und leichter einzuordnen empfand.

Kiefer ist bekannt für seine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, insbesondere dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg. Diese Themen fließen auch in seine Kunst ein, die oft mit großen emotionalen und politischen Themen verbunden ist. Anlässlich seines 80. Geburtstags am 8. März präsentiert er eine neue Ausstellung in Amsterdam, die den Titel „Sag mir wo die Blumen sind“ trägt. Dieser Titel ist eine Anspielung auf den bekannten Anti-Kriegs-Song von Pete Seeger, der auch von Marlene Dietrich auf Deutsch gesungen wurde. Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Van Gogh Museum und dem Stedelijk Museum und beinhaltet ein neues monumentales Werk von Kiefer.

Geschichte und Erinnerung

In Zeiten des politischen Wandels reflektieren viele über die Geschichte Deutschlands, insbesondere hinsichtlich des Holocausts und der Befreiung der Konzentrationslager, die vor 80 Jahren durch alliierte Truppen stattfand. Dies geschieht nicht zuletzt in Verbindung zu Jahrestagen wie dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar oder dem Tag des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai, an dem die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches unterzeichnet wurde. Am 7. Mai 1945 fand die erste Unterzeichnung der Kapitulation im Hauptquartier von US-General Dwight D. Eisenhower statt, gefolgt von einer Wiederholung dieser Erklärung in Berlin, wo Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel am 8. Mai zeichnete.

In Kelheim, Bayern, steht die Befreiungshalle, ein Denkmal, das die Erinnerung an diese historische Zeit wachhält. Der Autor eines aktuellen Op-eds reflektiert darüber, dass die Republik heute erkennt, dass nichts sicher ist. Die Sorgen über den Anstieg rechtsextremer Gesinnungen, eine bereits existierende Realität, werden zunehmend laut geäußert.

Kunst im Nationalsozialismus

Die Kunstszene in Deutschland unter dem Nationalsozialismus erlebte eine drastische Veränderung. Künstler, die nicht „arischer“ Abstammung waren oder die gegen die NS-Kulturpolitik verstießen, wurden aus öffentlichen Ämtern entfernt. Die Vielfalt der Kunst und Kultur der Weimarer Republik wurde durch die neue Ordnung des Regimes zerstört. Die Reichskulturkammer, gegründet am 22. September 1933 unter dem Vorsitz von Joseph Goebbels, hatte das Ziel, das künstlerische Schaffen neu zu ordnen und sorgte dafür, dass verschiedene Kunstformen unter der Kontrolle des Staates standen.

Diese zentrale Steuerung umfasste Bereiche wie Bildende Kunst, Architektur, Film, Theater, Literatur, Musik sowie Presse und Rundfunk. Ein Beispiel für die Kritik an der Kunst der Zeit war Alfred Rosenberg, der 1930 das Buch „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“ veröffentlichte. Er lehnte die Idee einer universellen „Kunst an sich“ ab und propagierte eine „sittliche Staats- und Kulturidee“, die auf der rassischen Substanz des Volkes basierte.

In Anbetracht der heutigen gesellschaftlichen Entwicklungen wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und der Umgang mit rechtsextremen Strömungen sowohl in der Kunst als auch in der Politik von großer Bedeutung sind. Kiefers Werk und dessen Themen stehen somit in einem relevanten Kontext zur aktuellen politischen Debatte und zur Erinnerungskultur in Deutschland.

Für weiterführende Informationen zu Anselm Kiefer und seiner aktuellen Ausstellung klicken Sie bitte hier: bnn.de. Informationen zu den historischen Aspekten der NS-Zeit finden Sie hier: sueddeutsche.de und hier: dhm.de.