Im Düsseldorfer Museum K 21 findet derzeit die erste bedeutende Einzelausstellung der israelischen Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger in Deutschland statt. Die Ausstellung mit dem Titel „Engel des Fürtragens“ untersucht die kraftvolle Frage, ob Kunst heilen kann. Lichtenberg Ettinger, geboren 1948, bringt mehr als vier Jahrzehnte Erfahrung mit historischen, oft belastenden Bilddokumenten in ihre Arbeit ein.

Zu den zentralen Vorlagen ihrer Werke zählen erschütternde Bilder von Frauen und Kindern, die vor ihrer Exekution stehen, und Fotografien von Familienmitgliedern, die im jüdischen Ghetto in Łódź lebten. Viele ihrer Verwandten wurden während des Holocausts ermordet, was ihre künstlerische Perspektive stark geprägt hat.

Künstlerisches Schaffen und Themen

Die Ausstellung umfasst rund achtzig Werke, darunter etwa sechzig Ölbilder. Lichtenberg Ettinger, die autodidaktisch zur Malerei fand und auch als Psychoanalytikerin sowie Philosophin tätig ist, verwendet häufig kleine, quadratische Formate. Ihre charakteristischen Bilder zeichnen sich durch flüssige Farben und vage Umrisse aus, die eine emotionale Komplexität widerspiegeln.

Der Titel der Ausstellung, „Engel des Fürtragens“, spiegelt die Themen Fürsorge und Mutterschaft wider, die in vielen ihrer Werke präsent sind. Lichtenberg Ettinger möchte die Besucher anregen, über die Rolle der Kunst in der Verarbeitung von Trauma und Leid nachzudenken.

Auseinandersetzung mit der Geschichte

Die Entscheidung, ihre erste Ausstellung in Deutschland abzuhalten, ist für die Künstlerin von großer Bedeutung. Sie drückt damit den Wunsch aus, sich mit der Geschichte der Kunst während der Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Ihr Engagement geht über die Ausstellung hinaus; kürzlich verließ sie die Findungskommission der Documenta, nachdem ihr Wunsch nach einem Innehalten nicht respektiert wurde.

Die Ausstellung im K 21 ist bis zum 31. August 2024 zu sehen und stellt nicht nur die künstlerischen Werke, sondern auch die tiefere Reflexion über Erinnerungen, Identität und die Vergangenheit in den Fokus. In der heutigen Zeit, in der das kulturelle Gedächtnis ständig herausgefordert wird, bietet Lichtenberg Ettinger einen wertvollen Beitrag zur Diskussion über das Vermächtnis des Holocaust.

Zusätzlich ist bemerkenswert, dass ihre Arbeiten in einem Kontext stehen, der die Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der Kunst fördert. Dies wird durch verschiedene Forschungen unterstützt, wie beispielsweise Aktivitäten in der Kunst- und Landeskunde, die sich mit den Erfahrungen von Künstlern und der Wahrnehmung von Kunst im Verhältnis zum Nationalsozialismus beschäftigen. Die Bühne der Kunst bleibt ein entscheidendes Medium, um die Komplexität der menschlichen Erfahrung zu verstehen und zu kommunizieren.