In Freital bei Dresden ist das Bürgerbüro seit zwei Wochen nur eingeschränkt geöffnet. Stadtsprecher Matthias Weigel betont, dass solche Schließungen die Ausnahme darstellen. Dennoch führt der gleichzeitige Ausfall mehrerer Mitarbeiter zu einem Notstand, in dem nur dringende und unabwendbare Fälle bearbeitet werden können. Zudem ist die Abholung von Dokumenten trotz der angespannten Situation sichergestellt. Ähnliche Probleme gibt es auch in Weißwasser, wo Rathaussprecher Wulf Stibenz auf jahrelange Finanzsorgen und eine Minimalbesetzung hinweist. Die Schließungen des Bürgerbüros sorgen zunehmend für Bürgerbeschwerden.

Mischa Woitschek, Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages, macht die Bundes- und Landespolitik für die Überlastung der Verwaltungen verantwortlich. Das Problem ist, dass die Kommunen immer mehr Aufgaben übernehmen müssen, während gleichzeitig die finanziellen Mittel gekürzt werden. Besonders schwierig ist die Lage in ländlichen Kommunen, doch auch Großstädte wie Leipzig sind betroffen. Prognosen deuten darauf hin, dass in den nächsten 10 bis 15 Jahren rund 25.000 Stellen im kommunalen Dienst aufgrund des Ausscheidens von Mitarbeitern frei werden. Die Nachbesetzung dieser Stellen wird als herausfordernd eingestuft.

Warnungen vor wachsendem Personalmangel

<pDer Städte- und Gemeindebund warnt vor einem drohenden Personalmangel in der öffentlichen Verwaltung. Geschäftsführer Andre Berghegger erläutert, dass bis 2030 rund 230.000 Fachkräfte fehlen könnten, was die Arbeit des öffentlichen Dienstes und der Kommunen massiv beeinträchtigen würde. Aktuell sind über 100.000 Stellen in den Kommunen unbesetzt, und in den nächsten zehn Jahren werden beinahe 500.000 der etwa 1,65 Millionen Beschäftigten in den Ruhestand gehen. Ohne schnelles Gegensteuern sind gravierende Folgen für die Bürger und den Standort Deutschland zu erwarten. Berghegger beschreibt die Situation metaphorisch als "schleichenden Blackout".

Die Auswirkungen des Personalmangels sind bereits heute spürbar. Die Zeitanforderungen bei der Bearbeitung von Anträgen steigen, und auch die Versorgung im sozialen Bereich leidet. Über 50.000 Busfahrer werden in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand gehen, während bereits jetzt mehr als 100.000 Fachkräfte in Kitas fehlen. Berghegger sieht in der Digitalisierung eine Möglichkeit zur Linderung der Probleme und kritisiert die Vorbehalte gegen digitale Lösungen in Deutschland. Er fordert zudem flexiblere Arbeitszeitmodelle und eine Neuorganisation der Aufgaben im öffentlichen Dienst.

Strategien gegen den Fachkräftemangel

Angesichts der kritischen Personalsituation im öffentlichen Sektor sollten bestehende Möglichkeiten für einen flexiblen Renteneintritt ausgeweitet werden. Eine Reaktivierung von Pensionär:innen, insbesondere in Berufen wie in der Lehre oder Medizin, könnte als Teil eines Reservistenmodells genutzt werden. Auch die Vereinfachung von Quereinstiegen für Fachkräfte aus der Privatwirtschaft wird als Lösung vorgeschlagen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen.

Die Anforderungen im öffentlichen Sektor sollten besser auf die tatsächlichen Aufgaben zugeschnitten werden, um die Dauer und Kosten für Umschulungen zu reduzieren. Zentralisierte Imagekampagnen könnten den öffentlichen Sektor attraktiver als Arbeitgeber machen. Zudem spielt die Verwaltungsdigitalisierung eine entscheidende Rolle: Notwendige schlanke behördeninterne Prozesse und Automatisierung könnten wichtige Hebel gegen den Fachkräftemangel sein. Vorschläge wie ein Digital Check von Gesetzen, ähnlich dem dänischen Modell, und die Unterstützung innovativer GovTech-Startups sind Teil eines breiteren Diskurses zur Bewältigung dieser Herausforderung.

Die Autor:innen von PwC sehen in ihren Handlungsempfehlungen einen Impuls für eine öffentliche Diskussion über den Fachkräftemangel in Deutschland und befürworten einen konstruktiven Wettstreit um die besten Ideen.

Zusammengefasst zeigt sich, dass der Personalmangel in der öffentlichen Verwaltung sowohl in Städten als auch auf dem Land eine zunehmende Herausforderung darstellt. Umso wichtiger sind rechtzeitige Maßnahmen, um die Versorgungsqualität für die Bevölkerung auch in Zukunft sicherzustellen.