Das Benediktinerkloster auf dem Ulrichsberg bei Neresheim steht vor einer ungewissen Zukunft. Derzeit leben nur noch fünf Mönche in der traditionsreichen Einrichtung, deren Ursprünge bis ins Jahr 1095 zurückreichen, als sie für Augustiner-Chorherren gegründet wurde. Mit dem Tod von Pater Martin Jelli im April 2024 hat sich die Zahl der Mönche drastisch reduziert, denn ehemals lebten hier mehrere Dutzend. Laut einem Bericht von Schwäbische Post sind unter den verbleibenden Mitgliedern zwei über 80 Jahre alt.
Die verbleibenden Mönche umfassen Pater Gregor Hammes, Pater Theodor Köhler, Bruder Gerhard Haßler, Bruder Matthias Maucher und Pater Albert Knebel, der mit 67 Jahren die Rechte eines Abts innehat, jedoch nicht auf Lebenszeit gewählt ist. Bruder Matthias, als der jüngste Mönch, kam 2017 in die Gemeinschaft. Seine Ernennung zum Subprior könnte als Zeichen einer neuen Ordnung gewertet werden, da Regeländerungen erlaubt haben, auch nicht geweihten Mönchen bestimmte Ämter zu übertragen. Pater Gregor zieht es möglicherweise erneut ins Ausland, was die Sorgen um die Kontinuität des Klosters weiter verstärken könnte.
Herausforderungen und Möglichkeiten
Die existence des Klosters unterliegt keinen festen Regelungen bezüglich der Minimalanzahl an Mönchen. Pater Albert hebt hervor, dass es keine solche Mindestanzahl gibt, um das Kloster fortzuführen. Aktuell umfasst das Kloster 16 Mönchszellen und 11 Gästezimmer, jedoch sind viele dieser Räume nicht für Wohnzwecke geeignet. Eine mögliche Schließung des Klosters steht im Raum, wobei die Fürstenfamilie Thurn und Taxis theoretisch die Möglichkeit hätte, das Kloster zurückzukaufen, wie Schwäbische Post berichtet.
Im historischen Kontext wurde das Kloster nach der Säkularisierung 1919 zum Zufluchtsort für Benediktiner-Flüchtlinge aus Prag. 1921 wurde Pater Bernhard Durst als erster Abt ernannt, und 1927 kehrte Fürst Albert von Thurn und Taxis einen Teil des Klostergutes zurück. Heute ist das Kloster unabhängig und steht direkt unter dem Papst.
Ordensleben in Deutschland
Das Kloster Neresheim ist Teil eines größeren Wandels der Ordensgemeinschaften in Deutschland. Derzeit gibt es etwa 20.000 Ordensleute, was weniger als ein Promille aller Katholiken ausmacht. Viele dieser Ordensleute, insbesondere Benediktiner und Franziskaner, tragen einen Habit und prägen das Bild von Mönchen und Nonnen in der Öffentlichkeit. Im Gegensatz dazu verzichtet beispielsweise der Jesuitenorden auf ein spezifisches Ordensgewand, wie katholisch.de darstellt.
Die Arbeit der Ordensgemeinschaften konzentriert sich auf verschiedene Bereiche, darunter Seelsorge, Verwaltung und Krankenpflege. Zudem gibt es eine lange Tradition von Ordensschulen in Deutschland. Über 200 Orden betrieben etwa 600 christliche Krankenhäuser, was mehr als die Hälfte aller katholischen Kliniken ausmacht. In den letzten Jahren haben sich entscheidend mehr Menschen entschlossen, in einen Orden einzutreten, was einen Funken Hoffnung für die Zukunft des Ordenslebens darstellen könnte.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Situation des Klosters Neresheim entwickeln wird und welche Rolle es in dieser sich wandelnden Ordenslandschaft spielen kann.