Daniel Kretinsky, ein tschechischer Milliardär, investiert aktiv in die nordrhein-westfälische Wirtschaft und zeigt nun Interesse am Düsseldorfer Versorger Uniper. Der Unternehmer, der bereits Anteile am Handelskonzern Metro und der Stahlsparte von Thyssenkrupp hält, könnte also bald auch Einfluss auf eine der größten Energiegesellschaften Deutschlands nehmen. RP Online berichtet, dass das Bundesfinanzministerium Kretinsky als einen der potenziellen Investoren genannt hat, die wegen Uniper kontaktiert wurden. In diesem Zuge wird die Ceská Energetika Holding (EPH), die mehrheitlich Kretinsky gehört, in die Verhandlungen einbezogen.
Uniper spielt eine zentrale Rolle in der deutschen Energieversorgung, kontrolliert fast ein Viertel der systemrelevanten Stromkapazität und lieferte zuletzt etwa 25% des Gasverbrauchs. Das Unternehmen wurde während der Energiekrise in Europa im Jahr 2022 verstaatlicht, nachdem die deutsche Regierung umfassende Rettungsmaßnahmen ergriffen hat, um die 13,5 Milliarden Euro für die Stabilität des Unternehmens bereitzustellen. Der aktuelle Wert von Uniper wird auf 19 Milliarden Euro geschätzt, und ein Verkaufsprozess könnte zu den größten Transaktionen in Europa in diesem Jahr gehören. World Energy News hebt hervor, dass das Bundesministerium für Finanzen den Verkauf seines 99,12%-Anteils an Uniper plant.
Regulatorische Hürden und Wettbewerber
Die Gespräche zu einem möglichen Verkauf sind jedoch kompliziert. Alle Deals, die Uniper betreffen, müssen strengen regulatorischen Prüfungen standhalten. Berlin hat die Möglichkeit, Transaktionen von Nicht-EU-Käufern zu blockieren, die mehr als 10% der deutschen Energieanlagen erwerben möchten. Dennoch ziehen mehrere Investoren in Erwägung, sich an Uniper zu beteiligen. Neben Kretinsky gehören dazu auch der kanadische Finanzinvestor Brookfield, der staatliche Energieversorger Taqa aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie das norwegische Unternehmen Equinor, das mehrheitlich im Besitz der Regierung ist. Süddeutsche hebt hervor, dass Kretinsky bereits 2016 das ostdeutsche Braunkohlegeschäft von Vattenfall erwarb und 2022 zum Miteigentümer von Thyssenkrupps Stahlsparte wurde.
Die EPH Holding und Uniper haben sich bisher nicht zu den laufenden Gesprächen geäußert, und das Finanzministerium war ebenfalls um eine sofortige Stellungnahme bemüht. Bislang hat die Regierung jedoch klargemacht, dass noch keine finale Entscheidung über den Zeitpunkt und die Form einer möglichen Transaktion getroffen wurde. Kretinskys Ambitionen in der deutschen Energiebranche würden damit auf ernsthafte Herausforderungen stoßen, sollten die zuständigen Behörden dem geplanten Einstieg enge Bedingungen auferlegen.
Die Entwicklung dieser Verhandlungen wird mit Spannung verfolgt, da Kretinsky’s Zugang zu Uniper nicht nur seine Position im deutschen Markt stärken, sondern auch die Struktur der Energieversorgung in Deutschland potenziell beeinflussen könnte.