Die Debatte über die gesundheitlichen Risiken von Alkoholkonsum gewinnt an Fahrt, nachdem Vivek Murthy, der Chef der US-Gesundheitsbehörde, die Einführung von Krebs-Warnhinweisen auf alkoholischen Getränken gefordert hat. Laut Welt wirkt sich diese Ankündigung bereits negativ auf die Aktienkurse von Brauereien und Spirituosenherstellern in den USA, Europa und Asien aus. Analysten warnen zudem vor weiteren Verlusten, da mögliche regulatorische Änderungen am Horizont stehen.
Murthy hebt hervor, dass Alkohol als eine anerkannte und vermeidbare Ursache für Krebs gilt, die jährlich für etwa 100.000 Erkrankungen und 20.000 Todesfälle in den USA verantwortlich ist. Studien belegen, dass Alkoholkonsum mit mindestens sieben Krebsarten in Verbindung steht, darunter Brust-, Darm- und Rachenkrebs. Der US-Kongress plant, bestehende Alkohol-Warnhinweise zu überarbeiten und zu verschärfen. Derzeit informieren diese hauptsächlich über Schwangerschaft und Fahrtüchtigkeit.
Europäische Entwicklungen und Maßnahmen
In Europa wird intensiv über gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Alkohol-Etiketten diskutiert, jedoch fehlen bisher verbindliche Vorgaben. Irland plant, ab Mai 2026 sowohl den Kalorien- als auch den Alkoholgehalt auf Etiketten anzugeben und auf Gesundheitsrisiken hinzuweisen. In Deutschland fordert Burkhard Blienert, der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, weitere Maßnahmen zur Alkoholprävention. Er spricht sich für strengere Grenzen bei Alkoholwerbung und verbesserten Jugendschutz aus.
In Deutschland leben etwa 1,6 Millionen Menschen mit Alkoholabhängigkeit, und die Abstinenzrate unter Jugendlichen ist gestiegen. Der allgemeine Alkoholkonsum hat sich in den letzten 50 Jahren mehr als halbiert. Zudem ist das durchschnittliche Alter, in dem Jugendliche erstmals Alkohol konsumieren, von 14,2 Jahren im Jahr 2004 auf 15,2 Jahre gestiegen. Ein zunehmender Markt für alkoholfreie Biere, der mittlerweile etwa 10% des Gesamtmarktes ausmacht, belegt diesen Trend. Die Aktion „Dry January“, in der viele Menschen im Januar auf Alkohol verzichten, erfreut sich wachsender Beliebtheit.
Forschungsstand zu Alkohol und Krebs
Eine internationale Forschung unter der Leitung von Dr. Susan M. Gapstur hat aufgezeigt, dass alkoholische Getränke als krebserregend eingestuft werden, mit genügend Beweisen für mehrere Krebsarten, darunter Mund-, Rachen-, und Brustkrebs. Diese Erkenntnisse, veröffentlicht im New England Journal of Medicine, belegen, dass selbst geringer Alkoholkonsum das Risiko für Krebs erhöhen kann. Die IARC hat Ethanol und Acetaldehyd in alkoholischen Getränken als krebserregend identifiziert.
Laut der Weltgesundheitsorganisation gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge an Alkoholkonsum. Das Risiko für gesundheitliche Probleme, insbesondere Krebs, beginnt bereits mit dem ersten Glas. Jedes alkoholische Getränk birgt ein Krebsrisiko, unabhängig von Preis und Qualität. Die WHO betont, dass etwa die Hälfte der alkoholbedingten Krebsfälle in Europa auf leichte bis moderate Konsummuster zurückzuführen sind, was besonders bei Brustkrebs bei Frauen von Bedeutung ist.
Die gegenwärtige Diskussion rund um Alkoholkonsum und dessen Folgen für die Gesundheit erfordert ein verstärktes Bewusstsein für die Risiken. Aufklärungsmaßnahmen und die Einführung von klaren Warnhinweisen auf Alkohol-Etiketten könnten Schritte in die richtige Richtung sein.