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Vorfall | Gesundheitskrise |
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Ort | Bingen |
Hannah Stoll aus Bingen hat kürzlich eine entscheidende Wende in ihrem Kampf um die Kostenübernahme ihrer Behandlung erfahren. Ursprünglich wurde ihr Antrag auf Kostenübernahme für die Therapie ihrer immunvermittelten Small-Fiber-Neuropathie durch ihre gesetzliche Krankenkasse abgelehnt. Nach dem Einlegen eines Widerspruchs konnte sie jedoch die entscheidende Unterstützung ihrer behandelnden Ärzte mobilisieren, was dazu führte, dass ihre Krankenkasse die Entscheidung binnen zwei Tagen änderte. Diese Entwicklung verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen viele Patientinnen und Patienten in Deutschland konfrontiert sind.
Die Small-Fiber-Neuropathie ist eine seltene Erkrankung, die mit intensiven Schmerzen am ganzen Körper einhergeht. Bisher gibt es keine allgemein anerkannten Behandlungsmethoden, die durch fundierte Studien bestätigt sind. Diese Unsicherheit in der Behandlung führt häufig zu Problemen bei der Kostenübernahme durch Krankenkassen, die nur für medizinisch notwendige Verfahren zuständig sind, die im Leistungskatalog verankert sind. Laut einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 6. Dezember 2005 haben allerdings auch Patienten ohne anerkannte Behandlungsmethoden Anspruch auf Kostenübernahme, wenn Aussicht auf Heilung besteht. Dieser rechtliche Rahmen ist im Sozialgesetzbuch (SGB V, § 2) verankert, gilt jedoch fraglich für Long-Covid-Patienten.
Neue Richtlinien für Long-Covid-Patienten
Ab dem 1. Januar 2025 werden neue EBM-Leistungen (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) für Patienten mit Verdacht auf Long COVID eingeführt. Dieser Beschluss, der am 12. Dezember 2024 im Bewertungsausschuss von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband gefasst wurde, zielt darauf ab, die Versorgung dieser zunehmend betroffenen Patientengruppe zu verbessern. Die Grundlage dafür bildet die Long-COVID-Richtlinie (LongCOV-RL) des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), die seit Mai 2024 gilt.
Die neue Richtlinie umfasst einen zusätzlichen Abschnitt im EBM mit fünf Gebührenordnungspositionen (GOP), die alle extrabudgetär vergütet werden. Diese Leistungen umfassen Assessments durch Hausärzte, Zuschläge für schwere Fälle, Fallbesprechungen sowie spezialisierte ambulante Versorgungen. Ziel ist es, die koordinierte Versorgung für Betroffene mit Verdacht auf Long COVID sowie verwandte Erkrankungen zu optimieren. Der Fokus liegt auf einer biopsychosozialen Behandlung, die sich an den neuesten medizinischen Erkenntnissen orientiert.
Statistiken zur Kostenübernahme und Widersprüchen
Die Problematik der Kostenübernahme ist jedoch nicht auf Einzelfälle beschränkt. Die Techniker Krankenkasse (TK) meldete für 2023 insgesamt 84.364 Widersprüche, von denen mehr als die Hälfte erfolgreich waren. Im Gegensatz dazu hatte die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) 5.687 Widersprüche, von denen 546 erfolgreich waren (ca. 10%). Die Barmer Krankenkasse verzeichnete 12.952 Widersprüche, jedoch waren nur 174 davon erfolgreich (ca. 1,3%). Diese Zahlen zeigen die Unsicherheit und die Herausforderungen, mit denen Patienten bei der Beantragung von Leistungen konfrontiert sind.
Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt die Lage für Long-Covid-Patienten unklar, da es an offiziellen Daten zur Ablehnung von Anträgen auf Kostenübernahme mangelt. Stoll ist einer von vielen, die auf eine Verbesserung der Betreuung und Finanzierung ihrer medizinischen Behandlungen hoffen. Während sie sich auf ihre bevorstehenden Infusionen vorbereitet, bleibt das Ergebnis ihrer Therapie und der Zugang zu notwendigen Behandlungen für viele Patienten im deutschen Gesundheitssystem weiterhin im Fokus.
Für weitere Informationen über die Richtlinien zur Versorgung von Long-Covid-Patienten besuchen Sie bitte die Seiten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV sowie die offiziellen Informationen des Gemeinsamen Bundesausschusses G-BA.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine koordinierte und strukturierte Versorgung für Patienten mit Long COVID und ähnlichen Erkrankungen in Deutschland unerlässlich ist und weiter verbessert werden muss. Der Fall von Hannah Stoll bietet einen Einblick in die notwendigen Schritte und die Herausforderungen, die in diesem Bereich überwunden werden müssen.