Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser ist alarmierend. Laut einer aktuellen Umfrage, die im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) durchgeführt wurde, ist die Situation so schlecht wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Ein überwältigender Anteil von 61 Prozent der befragten 366 Allgemeinkrankenhäuser berichtete von Verlusten im Jahr 2023. Nur 9 Prozent konnten ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen, während 30 Prozent der Häuser einen Überschuss verbuchten. Diese Umfrage ist Teil des jährlich durchgeführten „Krankenhaus Barometers“ und wurde zwischen Mitte Mai und Mitte August durchgeführt. Die Zahlen sind die schlechtesten seit 2003, was durch die Preiserhöhungen in Personal- und Sachkosten noch verschärft wurde. Die Kliniken haben nicht die Möglichkeit, ihre Preise eigenverantwortlich an die Inflation anzupassen, was die Versorgung zusätzlich belastet. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG, kritisierte insbesondere das Fehlen von Investitionsförderungen.
In den kommenden Monaten steht ein weiterer Rückschlag bevor, da 79 Prozent der Krankenhäuser für 2024 ein negatives Ergebnis prognostizieren. Lediglich 11 Prozent hoffen auf ein ausgeglichenes Ergebnis, während 10 Prozent einen weiteren Überschuss erwarten. Ein weiteres ernüchterndes Ergebnis der Umfrage zeigt, dass 64 Prozent der befragten Häuser eine Verschlechterung ihres Jahresergebnisses festgestellt haben. Diese besorgniserregenden Trends wurden auch vom Sozialverband Deutschland aufgegriffen, dessen Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier die beschlossene Krankenhausreform lobte, jedoch auf die unzureichende finanzielle Unterstützung hinwies.
Liquidität und Finanzierungsprobleme
Ein weiteres Forschungsergebnis des DKI Krankenhaus-Index zeigt die Besorgnis über die Liquidität der Einrichtungen. Hierbei berichten 80 Prozent der befragten Krankenhäuser von einer Verschlechterung der Liquidität, insbesondere infolge anstehender Weihnachtsgelder. Über 60 Prozent der Häuser sind nicht in der Lage, ihre Zahlungen aus normalen betrieblichen Einnahmen zu refinanzieren, und sind daher auf Zuschüsse oder Bankkredite angewiesen, um die Weihnachtsgelder rechtzeitig auszuzahlen. Die Umfrage hat verdeutlicht, dass 67 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation als schlecht oder sehr schlecht einstufen. Wichtigste Maßnahme, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern, sei ein Inflationsausgleich durch die Anhebung der Landesbasisfallwerte im Jahr 2024, zusammen mit einer Überarbeitung der Psychiatrieentgelte. Die Unzufriedenheit der Krankenhäuser mit der gesundheitspolitischen Arbeit der Bundesregierung ist auf einem historischen Tiefpunkt.
Gesundheitsausgaben und finanzielle Struktur
Der finanzielle Druck auf die Krankenhäuser ist vor dem Hintergrund der deutschen Gesundheitsausgaben umso drückender. Im Jahr 2022 beliefen sich diese Ausgaben auf 498 Milliarden Euro, was 12,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Dies stellt den dritthöchsten Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP weltweit dar, hinter den USA und Kanada. Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) stellte im gleichen Jahr 53 Prozent der Ausgaben bereit, gefolgt von privaten Versicherungen und öffentlichen Haushalten. Die größte Leistungsausgabe entfiel mit 32,1 Prozent auf Krankenhausbehandlungen. Der allgemeine Beitragssatz der GKV liegt bei 14,6 Prozent, mit einem zusätzlichen Beitragssatz von 1,7 Prozent für 2024.
Zusammenfassend zeigt sich ein komplexes Zusammenspiel aus finanziellen Belastungen der Krankenhäuser und der Notwendigkeit fundamentaler Reformen im Gesundheitswesen. Die Prognosen für die kommenden Jahre lassen wenig Optimismus aufkommen, und es bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger auf diese Krise reagieren werden.