In einer explosiven Auseinandersetzung über die Kosten der vierten Klärstufe der EU-Kommunalabwasser-Richtlinie (KARL) kommt es zwischen der Pharmaindustrie und dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) zu tiefen Rissen. Pharma Deutschland erhebt schwere Vorwürfe gegen die Kostenschätzungen des VKU und bezeichnet diese als irreal. Eine jüngste Analyse von Pharma Deutschland zeigt, dass die für den Umbau und Betrieb von Klärwerken vorhergesagten Kosten in der VKU-Studie weit hinter den tatsächlichen Erwartungen zurückbleiben, was die Branche in eine gefährliche Lage bringt, wenn es um nachhaltige Entscheidungen geht. Laut Presseportal kritisiert Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, die verharmlosenden Prognosen des VKU.
So kalkuliert die VKU-Studie eine Kostenspanne von lediglich 0,40 bis 2,60 Euro pro Kubikmeter Abwasser. Im Gegensatz dazu zeigt die Untersuchung von 25 Klärwerksprojekten, dass die tatsächlichen Baukosten zwischen 2,02 und 3,91 Euro pro Kubikmeter liegen. Auch bei den Gesamtbaukosten klafft eine gewaltige Lücke: Der VKU geht von 4 Milliarden Euro für 570 Klärwerke aus, während Pharma Deutschland die realistischen Kosten auf über 10,5 Milliarden Euro schätzt. Solche Diskrepanzen werfen Fragen auf und erfordern dringende Gespräche zwischen der Politik und der Industrie.
Dringender Handlungsbedarf für die Bundesregierung
Brakmann fordert von der Bundesregierung eine realistische Einschätzung der finanziellen Belastungen, die durch die Umsetzung der neuen EU-Richtlinien entstehen. „Wenn diese unverblümt ignoriert wird, könnte dies nicht nur die Pharmaindustrie, sondern auch die Arzneimittelversorgung in Deutschland ernsthaft gefährden“, warnte sie.
Zusätzlich wird vermerkt, dass die neue EU-Abwasserrichtlinie im November 2024 endgültig von der EU verabschiedet wurde und eine umfassende Umrüstung der Klärwerke bis zum Jahr 2045 erforderlich macht. Pharma- und Kosmetikhersteller, die verantwortlich für die Mikroschadstoffe im Wasser gemacht werden, sollen von dieser Reform mindestens 80 Prozent der Kosten tragen. Die direkt Betroffenen, wie laut RegionalHeute die Hersteller von Arzneimitteln und Kosmetika, befürchten eine massive Kostenexplosion.
Die widersprüchlichen Ansichten zwischen VKU und Pharma Deutschland
Die VKU hingegen bleibt bei ihrer Einschätzung und argumentiert, dass die Kalkulationen auf validen Daten basieren, auch wenn Brakmann diese als viel zu niedrig erachtet. „Es wird der Eindruck erweckt, dass die Schätzung eher dazu dient, die Finanzierung über eine erweiterte Herstellerverantwortung zu legitimieren. Dies birgt jedoch Risiken, die auf lange Sicht schwerwiegende Auswirkungen haben können“, so Brakmann. Die Pharmaindustrie sieht sich verpflichtet, diese Diskussion in den Mittelpunkt zu rücken, um nicht nur aus Eigeninteresse, sondern auch im Interesse der gesamten Bevölkerung zu handeln.
Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesregierung und die betroffenen Parteien auf diese kritischen Anmerkungen reagieren werden. Die Zeit drängt, denn die Umsetzung der vierten Klärstufe steht vor der Tür und könnte entscheidende Folgen für die gesamte Branche nach sich ziehen.
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