Am 14. Januar 2025, 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, wird in der Gesellschaft der Kampf um das Erinnern und die Vermittlung der Schrecken des Holocausts immer dringlicher. Die Kunst spielt dabei eine bedeutende Rolle, um den Terror und das Leid im Vernichtungslager für nachfolgende Generationen erfahrbar zu machen. Der Künstler Marcus Beuter hat sich dieser Herausforderung gestellt und entwickelt eine mehrräumige Klanginstallation, die vom 22. bis 27. Januar im Tor 6 Theaterhaus zu sehen sein wird. Die Eröffnung findet am 22. Januar um 17 Uhr statt und wird durch ein Podiumsgespräch mit Irith Michelsohn, der Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde, sowie Dr. Anna Strommenger von der Universität Bielefeld und Marcus Beuter selbst abgerundet.

Beuter, der Auschwitz mehrfach besucht hat, möchte mit seiner Installation die Bedrohung und das unerträgliche Leid der Zeit des Nationalsozialismus künstlerisch verarbeiten. Die Klanginstallation besteht aus vier thematisch verschiedenen Räumen: Der erste Raum thematisiert die Bedrohung durch die Deportation, der zweite die Gewalt, der dritte den Weg fort vom Terror und der vierte bietet einen Raum für Reflexion und Austausch über erinnerungskulturelle Fragestellungen. Ergänzt wird die Installation durch visuelle Arbeiten von Martina Barz, die Glassteine verwendet, um die Lager von Auschwitz darzustellen. Insbesondere Schulklassen sind eingeladen, die Installation zu besuchen und sich mit geschulten Mitarbeitern auszutauschen.

Auschwitz und die Bedeutung des Gedenkens

Die tragischen Ereignisse in Auschwitz, wo während der NS-Zeit mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden, mahnen dazu, das Gedenken aufrechtzuerhalten. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Gefangenen des Lagers. Dieser Jahrestag wurde 1996 zum offiziellen deutschen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärt und 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts durch die Vereinten Nationen erhoben.

Um das Gedenken weiter zu fördern, wird im Paul-Löbe-Haus, Berlin, gleichzeitig eine Ausstellung anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz veranstaltet, die vom 29. Januar bis 21. Februar 2025 zu sehen ist. Diese Ausstellung konzentriert sich auf die Thematisierung der Befreiung und die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus sowie die Anonymität der Opfer durch Porträtbilder und Symbolik, die eindringliche Eindrücke vermittelt. Die Ausstellung wird mit der Darstellung der Werte der Demokratie ergänzt, die auf dem Boden der Stehzellen abgebildet sind.

Kritik an der Erinnerungskultur

Der Historiker Jürgen Zimmerer äußert in der aktuellen Debatte kritische Ansichten zur deutschen Erinnerungskultur. Er sieht eine problematische Entwicklung in der Inszenierung von Identitäten, die die zwölf Jahre des Nationalsozialismus nicht ausreichend in die deutsche Geschichte integrieren. Zimmerer warnt vor einem Rückzug in völkische Konzepte des Deutschseins, wodurch die Lehren aus der Vergangenheit unzureichend vermittelt werden. Insbesondere die wachsende antisemitische und rassistische Gewalt in Deutschland stellt eine Herausforderung dar, die das Erinnern an den Holocaust kompliziert, aber ebenso notwendig macht.

Er sieht die Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria als positive Entwicklung, die jedoch nicht das Ende der Debatte über koloniale Verbrechen darstellt. Die erinnerungspolitische Auseinandersetzung mit kolonialen Verbrechen bleibt ein wichtiger Bestandteil von Zimmers Rundumkritik an der deutschen Erinnerungskultur, die nicht nur das Grauen des Holocausts, sondern auch die strukturelle Gewalt des Kolonialismus umfasst.

In einer Zeit, in der das Erinnern an eine der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte eine zentrale Rolle spielt, müssen sowohl Kunst als auch wissenschaftliche Debatten als Plattformen für Reflexion und Gedenken genutzt werden. Beuters Klanginstallation, die bereits ab dem 22. Januar erlebbar ist, und die begleitende Ausstellung im Paul-Löbe-Haus sind Schritte, die dringend notwendig sind, um das Erbe von Auschwitz und die Erinnerung daran lebendig zu halten.

Weitere Informationen zu Beuters Klanginstallation finden Sie auf der Webseite der Universität Bielefeld. Details zur Ausstellung im Paul-Löbe-Haus sind auf der Seite des Deutschen Bundestages verfügbar. Zu den kritischen Perspektiven der Erinnerungskultur finden Sie mehr bei Zeit Geschichte.