In Deutschland stehen viele Kirchengemeinden vor der Herausforderung, sich aus wirtschaftlichen und personellen Gründen mit Nachbarkirchengemeinden zu fusionieren. Im Evangelischen Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg ist geplant, die Anzahl der Kirchengemeinden von 90 auf 30 zu reduzieren. Dies betrifft auch die Gemeinden Wust und Gollwitz, die zum 1. Januar 2024 von der Evangelischen Lukas-Kirchengemeinde Jeserig zur Evangelischen St. Katharinengemeinde Brandenburg an der Havel wechseln werden.
Im Jahr 2025 werden weitreichende Veränderungen in der katholischen Kirche der Region erwartet. Die drei katholischen Kirchengemeinden „Hl. Dreifaltigkeit Brandenburg an der Havel“, „St. Georg Rathenow“ und „St. Bonifatius Bad Belzig“ werden fusionieren. Ein Dekret des Erzbischofs von Berlin sieht vor, dass diese Pfarreien mit Ablauf des 31. Dezember 2024 aufgehoben werden. Nach dieser Zusammenlegung wird ab dem 1. Januar 2025 die Katholische Kirchengemeinde „Pfarrei Hl. Dreifaltigkeit Havelland-Fläming“ errichtet, deren Sitz sich in der Neustädtischen Heidestraße 25, 14776 Brandenburg an der Havel befinden wird, wie stadt-brandenburg.de berichtete.
Hintergründe zu Kirchlichen Reformen
Die anstehenden Fusionen und Kooperationen von Gemeinden sind Teil eines umfassenden Reformprozesses, der seit dem EKD-Papier „Kirche der Freiheit“ von 2006 in der Diskussion ist. Diese Reformen sollen strukturelle Probleme der Kirche angehen, wie evangelisch.de feststellt. Auf einem Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Worms äußerten über 60 Theologen ihre Bedenken über die „Dauerreform in der Kirche“. Viele Pfarrer empfinden die Strukturreformen als unüberschaubare, von außen auferlegte Prozesse, die die Verbindung zur Gemeinde gefährden könnten.
Es gibt Berichte über Gemeinden, die durch diese Fusionen „vernichtet“ wurden, und die Spannungen zwischen Kirche und Gemeinde nehmen zu. Ein pensionierter Pfarrer verwies darauf, dass ständige Sparrunden und der Druck auf ehrenamtliche sowie hauptamtliche Mitarbeiter zu Burnout führten. Die Problematik wird weiter verstärkt durch Kritiker, die anmerken, dass finanzielle und machtpolitische Fragen oft theologischen Inhalten den Vorrang nehmen. Gleichzeitig gibt es auch positive Stimmen, die darauf hinweisen, dass zentrale Verwaltungen eine Entlastung für Gemeindepfarrer bieten können.