Die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die am Montag im Kloster Steinfeld im Bistum Aachen beginnt, steht unter dem entscheidenden Thema der politischen Rolle der Kirche. Das Treffen wird von kritischen Stimmen begleitet, insbesondere von Karl Jüsten, einem Vertreter der Bischofskonferenz, und Anne Gidion von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die sich zu den umstrittenen Abstimmungen der Unionsparteien mit der AfD im Bundestag äußern.

Wie Dewezet berichtet, wird die Migrationsdebatte, in der die C-Parteien Pläne zur Begrenzung der Migration als potenziell verfassungswidrig einschätzen, ebenfalls zur Diskussion stehen. CSU-Chef Markus Söder fordert von den Kirchen eine stärkere Zurückhaltung und eine Konzentration auf „christliche Themen“. Er betont zudem, dass die Kirchen auf die Unterstützung der Unionsparteien angewiesen seien.

Positionen der Bischöfe

Die Debatte um die Positionierung der Kirche in politischen Angelegenheiten ist nicht neu. Kardinal Reinhard Marx verteidigte die Unabhängigkeit der Kirche und sagte, dass sie selbst entscheiden müsse, was sie kommuniziert, da sie einen Auftrag für die gesamte Gesellschaft habe. Im Kontrast dazu äußerte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer seine Verwunderung über die parteipolitischen Äußerungen von Bischöfen und ist unzufrieden mit Jüstens Vorgehen. Es gibt jedoch eine Einigkeit über die Notwendigkeit, sich klar von der AfD zu distanzieren, eine Fortführung früherer Erklärungen zu extremistischen Parteien.

Ein weiterer Kritiker ist Bischof Franz-Josef Overbeck, der bei einer Veranstaltung in Köln die Verabschiedung eines Antrags zur Migrationspolitik im Bundestag, der auch die Stimmen der AfD erhielt, als „schrecklich“ bezeichnete. Er hebt hervor, dass die Kirchen nicht zu Kommentatoren aller politischen Vorgänge werden sollten, wie von der EKD-Synode und in einer früheren Erklärung der katholischen Bischöfe zur Unvereinbarkeit christlicher Positionen mit völkischem Nationalismus unterstrichen wurde. Overbecks Einmischung wird als konsequente Fortsetzung der kirchlichen Haltung in der aktuellen Politik angesehen, die auf den Schutz der Demokratie abziele, wie der Holocaust-Überlebende Roman Schwarzman vertrat.

Historischer Kontext und aktuelle Entwicklungen

Die Entwicklungen um die Rolle der Kirchen in der Politik sind nicht losgelöst von einem historischen Kontext. So zeigt sich, dass das Verhältnis zwischen Kirche und Staat im Laufe der letzten 2000 Jahre zahlreiche Veränderungen erfahren hat. Ein grundlegender Punkt ist das Reichskonkordat von 1933, das bis heute gültig ist und die Beziehungen zwischen dem Vatikan und deutschen Institutionen regelt. Historisch gesehen forderte Martin Luther eine Unterwerfung der Kirche unter das weltliche Recht, während die Aufklärung eine Trennung zwischen Kirche und Staat propagierte, was in den heutigen Verfassungen vieler Länder Einzug fand.

In Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen haben Kirchenvertreter auch heute noch Einfluss auf wichtige Themen wie Abtreibung, Geschlechteridentität und Sterbehilfe. Dies geschieht häufig mit weltlichen Begründungen, jedoch bleibt der Einfluss der Kirchen auf die politische Landschaft im Zuge von gesellschaftlichem Wandel und einer sinkenden Mitgliederzahl nicht unbefragt. So hat eine Studie gezeigt, dass in Deutschland 63% der Abgeordneten für die Öffnung der Ehe stimmten, während gleichzeitig der Einfluss der Kirche auf die Unionsparteien abnimmt.

Zusammenfassend wird die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz eine Plattform bieten, auf der die Kirchenvertreter die eigene Rolle und ihren historischen Auftrag in einer sich ändernden politischen Landschaft erörtern werden. Angesichts der Komplexität der politischen Und sozialen Themen könnte dies sowohl interne als auch öffentliche Diskussionen über den Einfluss der Kirchen auf gesellschaftspolitische Themen nach sich ziehen, wie katholisch.de ausführt.

Das Zusammenspiel von Kirche und Politik bleibt in einem ständigen Wandel, wobei die Herausforderungen der Gegenwart immer wieder neue Fragestellungen hinsichtlich der ethischen und moralischen Verantwortung der Kirchen aufwerfen.