Verlorene Fischernetze, auch bekannt als Geisternetze, stellen eine immense Gefahr für die marine Umwelt dar. Um dieser Herausforderung entgegenzuwirken, wird nun Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. Die Technik soll dabei helfen, Geisternetze im Meer effizienter zu lokalisieren. Laut Informationen von Tagesspiegel bewertet ein innovativer Ansatz den Einsatz von KI zur automatischen Auswertung von Sonar-Aufnahmen vom Meeresboden, um potenzielle Geisternetze zu markieren.
In diesem Zusammenhang hat WWF Deutschland in Zusammenarbeit mit Accenture und Microsoft die Online-Plattform GhostNetZero.ai ins Leben gerufen. Die Plattform ermöglicht es verschiedenen Organisationen, darunter Forschungsinstitute, Behörden und Windkraftfirmen, geeignete Sonardaten zu spenden, die dann von der KI analysiert werden können.
Herausforderungen durch Geisternetze
Geisternetze setzen sich aus Überresten von Netzen, Leinen, Taue, Köderhaken, Reusen und weiteren Fanggeräten zusammen. Schätzungen zufolge landen jährlich etwa 20% aller Fanggeräte, darunter 4 Millionen Stellnetze, in den Weltmeeren, was mehr als 50.000 Tonnen gefährlicher Materialien entspricht. Die WWF-Studie zeigt, dass diese Geisternetze eine Gefahr für über 340 marine Arten darstellen.
Laut australischen Forschern gehen jährlich rund 2% der Fischereiausrüstung verloren, was bedeutet, dass Geschädigte nicht nur die Umwelt, sondern auch die wirtschaftlichen Aktivitäten der Betroffenen gefährden. Der WWF hat seit 2015 in der Ostsee nach Geisternetzen geforscht und begann 2018 mit dem Einsatz von Seitensichtsonar. Bis dato wurden bereits 26 Tonnen Geisternetze geborgen und die Bergungsaktionen haben gelernt, sich ständig zu verbessern.
Effizienz durch KI-gestützte Datenanalyse
Das Ziel von GhostNetZero.AI ist die gezielte Identifizierung von Verdachtsstellen am Meeresboden, an denen Geisternetze vermutet werden. Die KI erreicht bereits eine Treffergenauigkeit von 90%, wird jedoch kontinuierlich weiter trainiert, um zwischen Unterseekabeln und Netzen unterscheiden zu können. Markierte Bereiche werden von Sonarexpert:innen überprüft und in die GhostNetZero-App hochgeladen, wo Taucher:innen die Verdachtspositionen validieren und zur Bergung freigeben können.
Ein besonders wichtiger Aspekt ist die Effizienzsteigerung der Bergungsarbeiten durch den Einsatz dieser innovativen Technologie. Projektleiterin Gabriele Dederer hebt die Notwendigkeit hervor, große Datenmengen gezielt auszuwerten. Forschungstaucher:innen und Schiffe mit Winden werden für die Bergungsaktionen verwendet, um die geborgenen Geisternetze nachhaltig zu entfernen. Die KI-gestützte Vorgehensweise könnte somit einen entscheidenden Beitrag zum Schutz der marinen Ökosysteme leisten.
Weitere Informationen über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Umweltschutz finden sich auf Umweltbundesamt.