Der Kegelsport in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Insbesondere in Berlin ist die Lage alarmierend: Im Berliner Kegelsportzentrum in Köpenick finden sich am Dienstagabend lediglich 9 bis 10 Kegler ein, während der SV Kleeblatt, ein Verein, der einst in der ersten Liga spielte, derzeit nur 192 Mitglieder zählt – ein historischer Tiefstand. Diese Tendenz ist nicht nur in Berlin, sondern deutschlandweit zu beobachten. Die Anzahl der Klubkegler ist in den letzten zehn Jahren von 85.000 auf etwa 59.000 gesunken. Diese Entwicklung wird durch den Rückgang der Kegelbahnen, die oft durch das Gaststättensterben betroffen sind, weiter verstärkt.

Der Kegelsport hat Probleme bei der Mitgliedergewinnung, wobei insbesondere die Nachwuchsrekrutierung als großes Hindernis gilt. In Berlin ist die Zahl der Vereinsmitglieder von 3.000 auf etwa 2.500 gesunken, hiervon sind 557 im Bowling-Sport verzeichnet. Viele betrachten Kegeln als Gelegenheitsspiel, was statistisch nicht erfasst wird. Der Landessportbund Berlin zeigt jedoch, dass der Sport insgesamt zwischen 2014 und 2024 170.000 Mitglieder hinzugewonnen hat.

Das Bild des Kegelsports

Der anhaltende Rückgang wird zudem durch das veraltete Image des Kegelsports unterstrichen. Kegeln gilt in Deutschland als angestaubter Sport; viele Kegelbahnen befinden sich in schlechtem Zustand und sind oft ungenutzt. Der Deutsche Kegel- und Bowlingbund berichtete über einen dramatischen Rückgang der Mitglieder von über 250.000 in den 2000er-Jahren auf jetzt nur noch mehr als 60.000. Diese Zahlen zeigen, dass Kegeln oft das Hobby älterer Menschen ist, während die Jugend zunehmend von anderen Aktivitäten wie Computerspielen angezogen wird.

Die Bemühungen einiger Vereine wie des Kegelvereins in Hermaringen sind jedoch ein Lichtblick. Dieser Verein hat moderne Kegelbahnen eingerichtet und wirbt gezielt in Grundschulen, um Kinder für den Sport zu begeistern. Das Engagement der ehrenamtlichen Trainer ist entscheidend für den Erfolg der Nachwuchsarbeit. Mit einem Fokus auf Geselligkeit, Unterhaltung und Fitness haben sich in Hermaringen mittlerweile 20 Kinder und Jugendliche dem Kegelsport angeschlossen.

Zukunftsperspektiven der Kegelvereine

Die Kegelbahn in der Kreuzberger Kneipe „Tante Lisbeth“ zeigt eine andere Facette des Kegelsports: Hier gibt es eine hohe Nachfrage. Der Inhaber, Markus Ossevorth, sieht das Kegeln als kulturelles Element und fördert so die Beliebtheit des Sports, erinnert sich jedoch gleichzeitig an die drängenden Probleme des systematischen Rückgangs in vielen anderen Regionen.

Die Präsidenten der Kegelverbände haben das Anliegen, dass Vereine bereit sind, sich zu verändern, um den Ansprüchen junger Menschen gerecht zu werden. Während Rainer Hartmann, ein Freizeitforscher, den Rückgang mit dem Ende eines Trends und veränderten Lebensansprüchen erklärt, fordert Uwe Oldenburg, der Präsident des Deutschen Kegel- und Bowlingbundes, eine kritische Auseinandersetzung mit der konservativen Haltung im Kegelsport.

Die Rückgänge sind jedoch nicht nur auf Kegeln beschränkt; auch andere Sportarten wie Tischtennis und Handball haben mit ähnlichen Prozessen zu kämpfen. Der Trend zeigt, dass es für Kegeln und möglicherweise andere Traditionen vor allem an der Zeit ist, Veränderungen zuzulassen, um der neuen Generation wieder schmackhaft gemacht zu werden.

In Anbetracht dieser Situation könnte der Kegelsport durchaus noch eine Wende erleben, wenn die Vereine bereit sind, sich der modernen Zeit anzupassen und gezielte Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung zu ergreifen. Ob sie die Herausforderung annehmen, wird entscheidend für die Zukunft des Kegelsports in Deutschland sein.

Für weitere Informationen zu den Herausforderungen und Perspektiven des Kegelsports in Deutschland besuchen Sie rbb24, Tagesschau und tz.