Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, hat erneut eindringlich vor dem Erstarken nationalistischer und rechtsextremistischer Kräfte gewarnt. Während einer Predigt in der Jesuitenkirche Sankt Michael in München, anlässlich des 80. Jahrestages der Ermordung des Jesuitenpaters Alfred Delp durch die Nationalsozialisten, äußerte er seine Sorge über den wachsenden Einfluss von rechtsradikalen und rechtspopulistischen Parteien in Europa. Marx betonte, dass Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus keine nachhaltige Lösung für die Herausforderungen der heutigen Zeit bieten können. Er fordert stattdessen einen Dialog auf Augenhöhe, der die Menschlichkeit des Gegenübers anerkennt.
In seiner Ansprache machte Marx deutlich, dass die Geschichte, insbesondere die des NS-Regimes, lehrt, dass nationalistische Ideologien oft in „Vergeltung und Rache, neuem Leid und neuen Kriegen“ enden. Während er für Selbstkritik warb, rief er die Gläubigen dazu auf, „Zeuginnen und Zeugen der Freiheit“ zu werden. Für Marx ist die Erkenntnis, dass alle Menschen Brüder und Schwestern sind, ein essentielles Element des christlichen Dogmas. Diese Botschaft wurde in der Predigt eindringlich vorgetragen, um die Verantwortung der Gesellschaft im Angesicht des zunehmenden Rechtsextremismus zu unterstreichen. katholisch.de berichtet von seiner Mahnung, dass konkurrenzbehaftete Machtstrukturen und Unterdrückung vermieden werden sollten.
Gewalt und Bedrohung durch Rechtsextremismus in Europa
Die Warnung von Kardinal Marx kommt vor dem Hintergrund eines besorgniserregenden Anstiegs von rechtsextremistischer Gewalt in Europa. Sicherheitsbehörden schätzen die Bedrohung durch rechtsextremistische Gewalt und Rechtsterrorismus als hoch ein. Laut einer Analyse von bpb.de erlebte Europa in den letzten Jahren eine Zunahme rechtsextremistisch motivierter Anschläge, die häufig von kleingruppierten, aber lose vernetzten Tätern verübt werden.
Im Jahr 2019 wurde das Rechtsextremismus-Phänomen so bedrohlich wahrgenommen, dass der niederländische Inlandsnachrichtendienst AIVD sogar von einem Jahr rechtsterroristischer Anschläge weltweit sprach. In Deutschland gab es in der jüngeren Vergangenheit innerhalb von neun Monaten drei terroristische Anschläge, die übergreifend ein alarmierendes Bild der Gefährdung durch solche Ideologien zeichnen. Bundesinnenminister Horst Seehofer sowie Bundesjustizministerin Christine Lambrecht bezeichneten Rechtsextremismus bereits als die größte Gefahr für die Demokratie.
- 2019 war das Jahr der vermehrten rechtsterroristischen Anschläge weltweit.
- Deutschland hat das höchste Potenzial für rechtsterroristische Gewalt im europäischen Vergleich.
- Antisemitismus und xenophobe Einstellungen sind zentrale Motive rechtsextremistischer Gruppierungen.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass der Rechtsextremismus in Europa tief verwurzelt ist und durch soziale Medien sowie globale Vernetzungen verstärkt wird. Der Einfluss ultranationalistischer und xenophober Ansichten können nicht länger ignoriert werden. Kardinal Marx‘ Mahnung in München ist ein dringlicher Appell zum Handeln, um den gefährlichen Strom nationalistischen Denkens und Handelns entgegenzuwirken, was nicht nur die Kirchen, sondern die gesamte Gesellschaft betrifft. In einer Zeit, in der die Geschichte lehrt, dass Ausgrenzung und Hass zu desaströsen Konsequenzen führen, bleibt die Hoffnung auf Dialog und Menschlichkeit zentral für eine friedliche Zukunft.