Inmitten eines politischen Umbruchs in Hamburg versuchen die politischen Jugendorganisationen der etablierten Parteien, junge Wähler zu gewinnen, die in den letzten Wahlen der AfD mehr Zustimmung gegeben haben. Insbesondere die AfD hat bei jungen Menschen, die sich oft von den bestehenden Parteien nicht ernst genommen fühlen, an Beliebtheit gewonnen. Laut den Ergebnissen der neuesten Shell-Jugendstudie, die durch eine Befragung von 2.509 Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren veröffentlicht wurde, zeigen 55 Prozent der jungen Menschen Interesse an Politik. Dies markiert den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung.

Die bevorstehende Hamburger Landtagswahl, die am 2. März 2024 stattfindet, hat die Diskussion über das Wählerverhalten angeheizt. Politische Jugendorganisationen wie die Jusos, Junge Union (JU) und Grüne Jugend arbeiten aktiv an Strategien, um in dieser Zielgruppe mehr Gehör zu finden. Die Jusos, mit 2.500 Mitgliedern die größte Jugendorganisation in Hamburg, stellen die Sorgen junger Menschen bezüglich Ausbildung, Wohnraum und Rente in den Mittelpunkt ihrer Agenda. Co-Landesvorsitzender Kemir Čolić drängt auf konkrete Lösungen, während die Jusos die einfachen Antworten der AfD als gefährlich erachten und echte Alternativen fordern.

Herausforderungen für die Jugend

Die aktuellen Umfragen zeigen ein geteiltes Bild der politischen Landschaft in Hamburg. Die SPD, die seit 2015 mit den Grünen regiert, wird mit 31 Prozent, gefolgt von den Grünen mit 22 Prozent und der CDU mit 17 Prozent, während die AfD nur 9 Prozent erreicht. Dies deutet darauf hin, dass, obwohl die AfD bei jungen Wählern an Zustimmung gewinnt, die etablierten Parteien immer noch eine solide Basis haben.

Die Shell-Jugendstudie hat zudem auf einen Anstieg der politischen Selbstverortung unter jungen Männern hin gewiesen. Der Anteil derjenigen, die sich als „eher rechts“ identifizieren, stieg von 16 Prozent im Jahr 2019 auf 25 Prozent im Jahr 2024. Bei jungen Frauen blieb dieser Anteil stabil bei etwa 10 bis 11 Prozent. Gleichzeitig zeigen 80 Prozent der Befragten Angst vor einem möglichen Krieg in Europa und verbreiteten Sorgen um wirtschaftliche Lage und wachsende Armut.

Wege zur Ansprache junger Wähler

Initiativen wie „Hamburg vor zur Welt“ fordern die Schaffung von 20.000 neuen Studienplätzen in Mathematik und Naturwissenschaften, um die Bildungsmöglichkeiten zu verbessern. Die Grüne Jugend, mit 601 Mitgliedern, nutzt soziale Medien, um junge Menschen anzusprechen und möchte dem Vertrauensverlust in die Politik entgegenwirken. JU-Landesvorsitzender Niclas Heins hebt die Notwendigkeit hervor, Probleme wie Wohnraum und bürokratische Hürden zu erkennen und zu lösen, um junge Wähler zu erreichen.

Die Shell-Jugendstudie, die seit 1953 alle vier Jahre durchgeführt wird, zeigt darüber hinaus, dass 75 Prozent der jungen Menschen Vertrauen in die Demokratie haben und den Wunsch nach einer partnerschaftlicheren Aufteilung der Erwerbsarbeit äußern. Trotz der vielen Herausforderungen blicken 56 Prozent optimistisch in die Zukunft und 76 Prozent sehen in Deutschland Möglichkeiten zur Verwirklichung ihrer Lebensziele.

Diese Umfragen und Erkenntnisse verdeutlichen, dass die Ansprache junger Wähler eine zentrale Herausforderung für die etablierten Parteien darstellt. Die Herausforderung bleibt, sie nicht nur an öffentliche Wahlen zu binden, sondern auch langfristig für politische Inhalte zu interessieren. Die Entwicklungen werden insbesondere für die Landtagswahl im kommenden Jahr von zentraler Bedeutung sein.

Für weiterführende Informationen zu den Themen, die junge Menschen in Deutschland bewegen, können die vollständigen Ergebnisse der Shell-Jugendstudie 2024 und Erkenntnisse des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eingesehen werden. Auch Welt Online liefert relevante Einblicke in die politische Landschaft in Hamburg.