Politischer Nachwuchs in Hamburg erhebt im Vorfeld der Bürgerschaftswahl deutliche Forderungen an die etablierten Parteien. Themen wie Migration, faire Löhne, bezahlbarer Wohnraum und soziale Sicherheit stehen im Mittelpunkt der Diskussionen. In einer Zeit, in der sich gerade junge Organisationen verstärkt um die Benennung von Problemen und die Ausübung von Kritik bemühen, äußern die Jusos, die Jugendorganisation der SPD, den dringenden Wunsch nach mehr Mut, soziale Ungerechtigkeiten anzusprechen. Der Co-Landesvorsitzende der Jusos, Kemir Čolić, markiert die fortwährenden gravierenden Ungerechtigkeiten in der Stadt als ein zentrales Problem.
Die Jusos fordern langfristige Lösungen im Wohnungsbau und einen Abbau bewusster bürokratischer Hürden zur Integration. Dringenden Handlungsbedarf sehen sie besonders bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. In einer Grundsatzforderung sprechen sie sich für eine Vision für die Zukunft aus, die den Bürgern Hoffnung geben soll. Die Grüne Jugend hingegen kritisiert die eigene Partei für einen unzureichenden Umgang mit der Wohnraumkrise und die Debatte um die Bezahlkarte für Geflüchtete. Auch sie insistieren auf einer gerechten Verteilung des Wohlstands in Hamburg und appellieren an die politischen Entscheidungsträger, den Menschen zuzuhören und konkrete Lösungen zu erarbeiten.
Feedback von der Jungen Union und den Jungen Liberalen
Die Junge Union zeigt sich größtenteils zufrieden mit der aktuellen Politik der CDU, erwartet jedoch eine klarere Ansprache der drängenden Probleme. JU-Landeschef Niclas Heins hebt die Bedeutung der Schuldenbremse und der Generationengerechtigkeit hervor. Dagegen sehen die Jungen Liberalen großen Handlungsbedarf in einer Vielzahl von Themen, darunter Verkehr, Wohnungsbau, Wirtschaft und Bildung. Der Landeschef der JuLis, Bo Müller, betont die Notwendigkeit, den Hafen zu stärken und die Förderung von Eigenheimen voranzutreiben.
Der soziale Wohnungsbau als Lösung?
Im Kontext der Diskussion um sozialen Wohnungsbau und Gerechtigkeit ist der Rückblick auf die Entwicklungen seit Ende der 1980er Jahre von Bedeutung. Damals nahm die Wohnungsknappheit in Deutschland zu, was eine Renaissance des sozialen Wohnungsbaus zur Folge hatte. Der Rückgang dieses Sektors wurde als ein wesentlicher Grund für die bestehende Wohnungsnot erkannt, was zunehmendes staatliches Engagement nach sich zog. In den 1950er Jahren wurde mit dem ersten Wohnungsbaugesetz von 1950 die Förderung des Wohnungsbaus zur gesetzlichen Pflicht, um binnen sechs Jahren 1,8 Millionen Wohnungen zu schaffen. Jährlich entstanden damals zwischen 500.000 und 600.000 Wohnungen, vorwiegend im sozialen Sektor.
Die Herausforderungen liegen jedoch im Bereich der Qualität und Verwaltung der sozialen Wohnungsbauten. Ab den 1970er Jahren traten Defizite und Grenzen auf, unter anderem durch die Privatisierung und den Bindungsauslauf von Sozialwohnungen. Der Anteil des sozialen Wohnungsbaus an der Wohnungsversorgung sank, während Eigenheimbau zunahm. Es wird eine Rückkehr zu klassischen Formen des sozialen Wohnungsbaus gefordert, um den aktuellen Wohnungsbedarf zu decken und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Zugang zu qualitativ hochwertigem Wohnraum soll nicht länger ein Privileg höherer Einkommensschichten sein.
Insgesamt ist der vielstimmige Dialog der Jugendorganisationen ein wichtiger Schritt hin zu einem gerechteren und inklusiveren Hamburg. Es bleibt abzuwarten, wie die Parteien auf die klaren Forderungen ihrer jüngeren Mitglieder reagieren werden. Soziale Gerechtigkeit, bezahlbarer Wohnraum und eine nachhaltige Vision für die Zukunft könnten die zentralen Themen der kommenden Wahl sein.