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Im Rahmen des Projekts „Digital Cultural Heritage of Our Time“ (DiCHOT) widmet sich der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Mario Dunkel der Untersuchung nutzergenerierter Inhalte, die als digitales Kulturerbe betrachtet werden. Das Projekt, gefördert durch die VolkswagenStiftung mit rund 1,2 Millionen Euro, zielt darauf ab, Inhalte zu erforschen, die Jugendliche in sozialen Medien wie Instagram, TikTok und Facebook als politische Meinungsäußerung innerhalb der Musikkultur produzieren. In Kooperation mit PD Dr. Dr. Frédéric Döhl von der Deutschen Nationalbibliothek wird über einen Zeitraum von fünf Jahren analysiert, wie diese digitalen Praktiken angemessen bewahrt werden können. Anlass für dieses bedeutende Vorhaben ist die Urheberrechtsreform von 2021, die erst kürzlich die Bedeutung nutzergenerierter Inhalte anerkannt hat und diese als zeitgenössisches digitales Kulturerbe klassifiziert.
Ein zentrales Element der Reform stellt die Einführung der Pasticheschranke dar, die eine neue Regelung für Bearbeitungen und Veröffentlichungen von Inhalten darstellt. Ziel ist die Entwicklung digitaler Lehreinheiten für Schulen, um das Bewusstsein für Internetkultur und das kulturelle Erbe zu schärfen. Zudem wird ein Netzwerk mit Schulen, Bildungseinrichtungen und Gedächtnisinstitutionen aufgebaut, um die Webarchivierung und den Erhalt des digitalen kulturellen Erbes zu unterstützen. Dieser Ansatz fördert nicht nur die Bildung, sondern auch die Wertschätzung für die kreative Nutzung des Internets in der heutigen Gesellschaft.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die rechtlichen Veränderungen, die durch die Europäische Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt im Jahr 2019 angestoßen wurden, führten zu einer grundlegenden Reform des Urheberrechts in Deutschland. Diese Regelungen zielen darauf ab, Kulturinstitutionen zu unterstützen, indem sie die Online-Stellung von Archivmaterialien ermöglichen und neue Schutzmaßnahmen für gemeinfreie Werke integrieren. Das Bulletin „Urheberrechtsreform 2021 – Neue Chancen für das kulturelle Erbe“, herausgegeben von digiS, beantwortet zentrale Fragen zu den Neuerungen. Auch der Autor Dr. Paul Klimpel von iRights Law hebt die Möglichkeit hervor, dass diese Reformen einen direkten Einfluss auf die Online-Nutzung von nicht verfügbaren Werken haben.
Das Gesetz zur Anpassung des Urheberrechts trat am 7. Juni 2021 in Kraft und umfasst zudem Regelungen, die sich mit der urheberrechtlichen Verantwortlichkeit von Upload-Plattformen wie YouTube und Facebook befassen. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht weist darauf hin, wie wichtig diese Reform für das digitale Zeitalter ist. Die gesetzlichen Neuregelungen ermöglichen es kreativen Köpfen, an den Erlösen von Plattformen gerecht entlohnt zu werden, und gewährleisten, dass künstlerische Inhalte nicht ungenutzt bleiben.
Umsetzung und Ausblick
Durch die Einführung von gesetzlichen Nutzungserlaubnissen für Bildung und Wissenschaft wird ein weiterer entscheidender Schritt in Richtung einer fairen Nutzung von urheberrechtlich geschütztem Material unternommen. Die Nutzung von Werken für Karikaturen, Parodien und Pastiches ist ausdrücklich erlaubt, was die kreative Auseinandersetzung mit bestehenden Inhalten fördert. Auch die Möglichkeit von Verwertungsgesellschaften, kollektive Lizenzen zu vergeben, wird ausgeweitet, sodass auch kleine Kreative von der Reform profitieren können.
Die Entwicklungen rund um die Urheberrechtsreform und das Projekt DiCHOT verdeutlichen, dass der Dialog zwischen neuen digitalen Ausdrucksformen und dem rechtlichen Rahmen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Umso wichtiger ist es, diese Veränderungen aktiv zu begleiten und das kulturelle Erbe der digitalen Generation zu wahren. Die enge Kooperation mit Experten, Bildungseinrichtungen und der Kulturbranche soll langfristig dazu beitragen, die Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich zu meistern.
Für weitere Informationen zu den rechtlichen Grundlagen der Reform und deren Auswirkungen auf das kulturelle Erbe besuchen Sie bitte digiS und BMJ. Informationen zu dem Projekt von Prof. Dunkel finden Sie auf UOL.