Im Jahr 2025 steht die deutsche eVTOL-Industrie vor einer entscheidenden Wende, da die beiden führenden Unternehmen Lilium und Volocopter Insolvenz angemeldet haben. Diese Maßnahme könnte sowohl das Schicksal der Unternehmen als auch die Zukunft des gesamten Sektors beeinflussen. Während das Interesse an elektrischen Senkrechtstartern weltweit zunimmt, zeigen die jüngsten Entwicklungen, dass Deutschland in dieser Technologie zurückfällt.
Volocopter, gegründet im Jahr 2011, führte über ein Jahrzehnt lang Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu Multirotorflugzeugen durch. Tests wurden in Städten wie Helsinki, Singapur und Südkorea durchgeführt, und es bestanden bereits Vereinbarungen für Lufttaxidienste. Dennoch reichten die finanziellen Mittel nicht aus, sodass das Unternehmen am 26. Dezember 2024 unter die Verwaltung des Amtsgerichts Karlsruhe fiel. Geschäftsführer Dirk Hoke betont, dass das Unternehmen trotz dieser Schwierigkeiten weiterhin als attraktiv für Investoren gilt, da es technologisch und in den Bereichen Flugtest sowie Zertifizierung führend ist. Volocopter plant bis Ende Februar, neue Geldgeber zu finden und gleichzeitig ein Sanierungskonzept zu entwickeln. Zudem strebt das Unternehmen in diesem Jahr die Marktzulassung an.
Herausforderungen für Lilium und das gesamte eVTOL-Segment
Auch Lilium sieht sich massiven Herausforderungen gegenüber. Das Startup hat bedeutende Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro akquiriert, jedoch noch kein bemanntes Flugtaxi vorgestellt. Trotz der Insolvenz arbeitet Lilium weiterhin an einem Rettungsplan, der mindestens 200 Millionen Euro frisches Kapital vorsieht. Die Münchner MUC Mobile Uplift Corporation GmbH beabsichtigt, Vermögenswerte aus der Insolvenz zu erwerben, während Investor Frank Thelen seine Bedenken bezüglich einer erneuten Investition äußert.
Die Situation ist alarmierend: Experten befürchten, dass 200 Millionen Euro nicht ausreichen dürften, um einen langfristigen Betrieb sicherzustellen. Jüngsten Berichten zufolge wird das Unternehmen mit 775 Mitarbeitern starten, anstatt der ursprünglich geplanten 1000. Klaus Röwe, CEO von Lilium, hat geplant, eine Bürgschaft aus Bayern zu beantragen. Der bemannte Erstflug von Lilium könnte sich ins erste Quartal 2025 verschieben.
Der globale eVTOL-Markt im Wandel
Während Deutschlands Lufttaxi-Hoffnungen schwinden, zeigen andere Anbieter, dass es auch anders geht. EHang, ein chinesisches Unternehmen, meldete einen Umsatzanstieg von fast 300 % auf knapp 60 Millionen Euro. Auf der anderen Seite konnte Archer, ein US-Konkurrent, kürzlich 430 Millionen Dollar Kapital sammeln und kooperiert mit Anduril für ein Hybridmodell im Militärmarkt. Diese Entwicklungen verdeutlichen das wachsende Interesse an eVTOL-Projekten außerhalb Deutschlands.
Der Markt für elektrische Senkrechtstarter ist weiterhin von Herausforderungen geprägt, die über die finanzielle Lage einzelner Unternehmen hinausgehen. Sicherheitsstandards, Zulassungen und die Akzeptanz bei den Nutzern müssen ebenfalls geklärt werden. Experten schätzen, dass die ersten kommerziellen eVTOL-Flüge in den nächsten Jahren in ausgewählten Städten starten könnten, doch die Geschwindigkeit der Durchsetzung dieser neuen Mobilitätsform bleibt ungewiss. Um die Mobilität in urbanen Gebieten zu revolutionieren, bedarf es geeigneter Infrastruktur, angefangen bei Start- und Landeplätzen über Lade- und Wartungsstationen.
Die Krisensituation von Lilium und Volocopter zeigt deutlich die Schwierigkeiten auf, die die Finanzierung von Technologie-Investitionen in Deutschland begleiten. Angesichts des schwindenden Muts und der steigenden Konkurrenz aus Übersee wird es für die ehemaligen Vorreiter im Bereich der Flugtaxis immer komplizierter, auf dem Markt zu bestehen.