In Deutschland zeigt der Immobilienmarkt Anzeichen einer bemerkenswerten Kehrtwende. Nach einem historischen Rückgang der Immobilienpreise im Jahr 2023, dem stärksten seit 60 Jahren, kehrt nun das Interesse von Kapitalanlegern zurück. Gesunkene Zinsen und steigende Mieten sind zentrale Faktoren, die diese Entwicklung begünstigen. Damit wird die Nachfrage nach Immobilienkrediten von Privatleuten deutlich erhöht, im Vergleich zu Eigennutzern, wie Focus berichtet.

Ein auffälliger Trend ist die Rückkehr von Großinvestoren, die von den Banken beobachtet wird. Bei Interhyp zeigt sich, dass 25% der im Jahr 2024 über sie abgeschlossenen Finanzierungen Kapitalanlagen waren, ein Anstieg im Vergleich zu 22% im Vorjahr. Im Schlussquartal 2024 betrug der Anteil privater Kapitalanleger sogar 26%, was nahe dem Höchststand von 27% aus dem Jahr 2021 liegt.

Steigende Preise und Mieten

Die Stabilisierung des Marktes ist vor allem auch auf die steigenden Mieten zurückzuführen. Im vierten Quartal 2024 stiegen die Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern um 4,6% im Vergleich zum Vorjahr. Die Preise für Mehrfamilienhäuser zogen um 2,9% an, während die Kaufpreise für selbstgenutztes Eigentum moderater um 1,2% stiegen. Die Nachfrage in großen Städten wie München und Stuttgart, wo der Bevölkerungszuwachs den Druck auf den Mietmarkt erhöht, bleibt weiterhin hoch.

Dennoch wird kein Ende der Mietanstiege in gefragten Städten erwartet, was den Druck auf viele Menschen erhöht, die sich immer weniger Wohneigentum leisten können. Auch der Immobilienverband Deutschland Süd sieht die Aktivitäten großer Investoren als ein „zartes Belebungszeichen“ des Marktes, vor dem Hintergrund, dass der Wohnungsbau eingebrochen ist.

Marktprognosen und Herausforderungen

Ein Blick auf die Marktprognosen zeigt, dass der Kauf in großen Städten oft unerschwinglich bleibt und der Neubau weiterhin problematisch ist. Das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich wurde deutlich verfehlt. Experten fordern von der neuen Bundesregierung dringend Impulse für den Wohnungsbau. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte in 2024 die Zinsen vier Mal, zuletzt auf drei Prozent, was den Immobilienmarkt beeinflusst, jedoch weiterhin gibt es Hindernisse wie fehlendes Eigenkapital, das häufig Kaufinteressenten abschreckt.

Im Hinblick auf die künftige Entwicklung des Marktes deuten zahlreiche Anzeichen darauf hin, dass die Preise im Jahr 2025 weiter steigen könnten, begünstigt durch hohe Mieten und sinkende Zinsen. So liegt das aktuelle Preisniveau in Deutschland etwa fünf Prozent unter den Höchstwerten von 2022. Zudem müssen Käufer langfristige Entscheidungen treffen, statt auf einen vermeintlich perfekten Zeitpunkt zu warten.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Immobilienmarkt in Deutschland ein dynamisches und herausforderndes Umfeld darstellt. Im Gegensatz zu den dramatischen Preissenkungen 2023 scheinen die Rahmenbedingungen für eine Stabilisierung und vielleicht sogar für Preissteigerungen wieder gegeben zu sein, was sowohl Kapitalanleger als auch potenzielle Eigenheimbesitzer vor neue Herausforderungen stellt. Für einen nachhaltigen Erfolg ist jedoch die Rückkehr der Neubautätigkeiten unerlässlich.