Die Ilmenau School of Green Electronics (ISGE) hat in Anfang 2024 einen Aufruf an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gestartet, um innovative Projektideen zur Entwicklung nachhaltiger Elektronik einzureichen. Diese Initiative der Universität Ilmenau zielt darauf ab, eine geschlossene Kreislaufwirtschaft im Bereich der Elektronik zu etablieren. Hierbei soll die Elektronik am Ende ihres Lebenszyklus in den Kreislauf zurückgeführt und weitgehend klimaneutral gestaltet werden. Diese Initiative könnte der Beginn einer neuen Ära digitaler Technologien sein, die zur Reduzierung der Klimaauswirkungen beitragen.

Die Forschungsteams, die für ISGE ausgewählt werden, kommen aus verschiedenen Fachrichtungen und arbeiten interdisziplinär zusammen. Der Programmmanager für Ressourceneffizienz bei der Carl-Zeiss-Stiftung, Matthias Stolzenburg, betont die Dringlichkeit, Nachhaltigkeitsaspekte in die Informationstechnologie zu integrieren. Der ganzheitliche Ansatz der ISGE wird als wegweisend für das zukünftige IT-Management angesehen, da er sowohl Leistungssteigerungen in der Hardware- und Softwareentwicklung als auch in der Mikroelektronik umfasst.

Chancen und Herausforderungen in der Elektronik

Die Ausweitung der Elektroniknutzung bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Laut einer Studie von Bitkom könnten digitale Technologien bis 2030 den Treibhausgasausstoß um bis zu 34% reduzieren. Allerdings waren Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) im Jahr 2019 für rund 3,7% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Energieverbrauch in der IKT stieg zwischen 2015 und 2020 jährlich um 9%, wobei Kommunikationsinfrastrukturen und Rechenzentren als Haupttreiber identifiziert wurden.

Um diese Herausforderungen anzugehen, ist es entscheidend, dass die Nachhaltigkeit von IKT-Systemen bereits im Entwicklungsprozess berücksichtigt wird. Es bestehen im Bereich der Kommunikations- und Leistungselektronik hohe Potenziale für eine signifikante Verbesserung der Energieeffizienz. Besonders die optische Datenübertragung bildet eine grundlegende Säule für Grüne IKT.

Bildung und Forschungsinitiative

Das Kompetenzzentrum GreenICT@FMD, das vom BMBF gefördert wird, bündelt die Elektronikkompetenz von 13 Forschungseinrichtungen in Deutschland. Dabei wird der Transfer von Forschungsergebnissen zu nachhaltigen IT-Lösungen vorangetrieben. Im Rahmen der Initiative Green ICT wurden acht Forschungsfelder identifiziert, die den Klimaschutz stärken sollen, sowie Innovationswettbewerbe veranstaltet, die Einsparpotenziale von bis zu 11 Terawattstunden pro Jahr bis 2030 ermitteln.

Zusätzlich spielen intelligente Ansätze zur Datenreduktion und -kompression eine zentrale Rolle in der Entwicklung nachhaltiger Kommunikationssysteme. Eine Studierenden-Akademie wird ebenfalls eingerichtet, um Fachkräfte im Bereich nachhaltiger Elektronik auszubilden, und digitale Modelle sollen Konzepte für eine Kreislaufführung erleichtern.

Insgesamt zeigen die aktuellen Entwicklungen, dass Deutschland und Europa eine gute Ausgangsposition für Grüne IKT haben. Wie die Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, um die zukünftigen Herausforderungen in der Elektronik zu meistern, ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren digitalen Welt. Der ganzheitliche Ansatz der ISGE bietet nicht nur wertvolle Perspektiven für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern könnte auch zur Weiterentwicklung von Wissenschaft und Gesellschaft maßgeblich beitragen.

Für detailliertere Informationen zu nachhaltiger Elektronik können Interessierte die Berichte der Universität Ilmenau, des Fraunhofer Instituts und der Forschung für nachhaltige Elektronik konsultieren.