In der Kieler Innenstadt zieht ein bunt dekoriertes Schaufenster des leerstehenden Geschäfts in der Holstenstraße 22 die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Dort präsentiert Ikea eine Auswahl an Stofftieren, Lampen und Kleinmöbeln. Die Schaufenstergestaltung ist Teil einer Zusammenarbeit mit Kiel-Marketing, die das Konzept „Zukunftsraum Kiel“ vorstellen. Dieses Projekt hat das Ziel, innovative Start-ups und junge Unternehmen in die Innenstadt zu integrieren und setzt auf wechselnde Mieter.
Die aktuellen Gespräche zwischen Ikea und Kiel-Marketing könnten zu einer vollständigen Nutzung der Räumlichkeiten durch Ikea führen. Trotz des Interesses äußert sich Ikea zurückhaltend zu einem möglichen Planungsstudio in Kiel und betont, dass derzeit keine konkreten Pläne vorliegen. Walter Kadnar, der neue Deutschland-Chef von Ikea, hat jedoch klargestellt, dass das Unternehmen plant, in deutschlandweit Metropolen wie Berlin neue, kleinere Innenstadt-Standorte zu eröffnen, und zur Zeit die Dynamik des innerstädtischen Handels erkundet. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines allgemeinen Trends, bei dem sich Ikea von großen Einrichtungshäusern auf der grünen Wiese entfernen möchte, um neuartige Formate in Innenstädten zu etablieren, wie Welt berichtet.
Neue Formate für Innenstadtstandorte
Ikea hat in Deutschland bereits 54 große Einrichtungshäuser und kleinere Planungsstudios eröffnet. In den letzten Jahren waren kleinere Formate erfolgreich in Städten wie Berlin und München implementiert worden, mit dem Ziel, bis Ende 2024 weitere Studios in Köln und Stuttgart zu eröffnen. Die kleinsten Ikea-Planungsstudios beginnen bei 50 Quadratmetern und können bis zu 800 Quadratmeter groß sein. Ein fertiges Planungsstudio dient der Inspiration und Beratung und bietet keine Möglichkeit, Produkte direkt mitzunehmen; vielmehr können diese ausgewählt und nach Hause geliefert werden.
Walter Kadnar, der erst seit Oktober 2023 im Amt ist, plant eine Tour durch Deutschland, um neue Standortmöglichkeiten zu erkunden. Das Projekt zielt darauf ab, verlorenes Terrain im Möbelhandel zurückzugewinnen, denn Studien zeigen, dass 80 % der befragten Möbelhändler einen Rückgang der Kundenfrequenz verzeichnen. Die Umstellung auf Innenstadtstandorte könnte hierbei eine Lösung sein, besonders in Anbetracht der Veränderungen im Kaufverhalten der Verbraucher, die, laut einer Umfrage des Ifo-Instituts, weniger häufig einkaufen, insbesondere einkommensschwache Menschen.
Erfolgsbilanz und Herausforderungen
Ikea hat im Geschäftsjahr 2021/2022 einen Umsatz von 5,7 Milliarden Euro in Deutschland erzielt, was einem Anstieg von über 7 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Produkte für Küche, Schlafzimmer und Homeoffice haben sich besonders gut verkauft. Allerdings sieht sich das Unternehmen angesichts steigender Preiserhöhungen von durchschnittlich 9 % aufgrund hoher Rohstoffkosten vor Herausforderungen, die Kadnar noch nicht konkret kommentiert hat.
Die Entwicklung von Ikea, das 1943 in Schweden gegründet wurde, zeigt, wie das Unternehmen zu einem globalen Möbelriesen aufgestiegen ist, der vor allem für sein minimalistisches Design und die Selbstmontage bekannt ist. Mit über 400 Filialen weltweit beschäftigt Ikea sich zudem zunehmend mit der Digitalisierung und entwickelt neue Geschäftsmodelle wie Miet- und Leasing-Angebote für Möbel, um den sich verändernden Anforderungen der Verbraucher gerecht zu werden. In Deutschland bleibt Ikea der wichtigste Einzelmarkt, gefolgt von den USA, Frankreich und Großbritannien, wie Einzelhandel News anmerkt.
Die Aussicht auf ein möglicherweise neues Ikea-Planungsstudio in Kiel wird also sowohl von der Stadt als auch von Passanten gespannt verfolgt. Die kommende Entwicklung bleibt jedoch abzuwarten, während die Gespräche und die Neuausrichtung von Ikea in Bezug auf den innerstädtischen Einzelhandel weitergehen.