Im Mai 2024 feierte der Historien-Thriller „Das Mädchen mit der Nadel“ Weltpremiere beim 77. Filmfestival in Cannes. Der dänische Film, der von Magnus von Horn inszeniert wurde, fokussiert auf die aufwühlende Geschichte der Karoline, einer jungen Fabrikarbeiterin, die in Kopenhagen nach dem Ersten Weltkrieg lebt. Die Auswahl als dänischer Oscars-Beitrag und die Nominierung für den Golden Globe Award 2025 als bester nicht-englischsprachiger Film unterstreichen die Bedeutung des Werkes in der aktuellen Filmszene. Der Kinostart in Deutschland ist für den 9. Januar 2025 geplant, während der Film bereits ab dem 24. Januar 2025 auf der Streaming-Plattform MUBI verfügbar sein wird.

„Das Mädchen mit der Nadel“ erzählt die Geschichte von Karoline (Vic Carmen Sonne), die schwanger wird und dadurch ihren Job verliert. In ihrer Not findet sie sich in der Obhut von Dagmar (Trine Dyrholm), die eine geheime Adoptionsagentur betreibt. Die Frauen entwickeln eine enge Beziehung, was jedoch fortwährend von Dagmars zwielichtigen Geschäften überschattet wird. Karoline plant, ihr Kind abzutreiben, doch Dagmar’s Machenschaften sind noch viel düsterer als sie zunächst ahnt. Dagmars Tochter wächst in einem Umfeld auf, das von Verdrängung und gesellschaftlichen Problemen geprägt ist, während Karoline sich in einem moralischen Dilemma wiederfindet.

Die realen Hintergründe

Die Handlung des Films basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte der dänischen Serienmörderin Dagmar Overby, die in den 1920er Jahren lebte. Sie gab vor, einen Süßwarenladen zu betreiben, während sie in Wirklichkeit ungewollte Neugeborene an überforderte Mütter vermittelte. Karoline wird schließlich zur Anklägerin, nachdem sie Dagmars Geschäft der Polizei meldet. Diese Elemente machen „Das Mädchen mit der Nadel“ nicht nur zu einem packenden Thriller, sondern auch zu einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit der Gerechtigkeit und den düsteren Seiten der Menschheit.

Von Horns Regie wird ergänzt durch eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Aufnahmen und einen nervenaufreibenden Soundtrack von Frederikke Hoffmeier. Die Entscheidung, auf Rückblenden oder Zeitsprünge zu verzichten, trägt zur Intensität der Erzählung bei und lässt den Zuschauer die drückende Atmosphäre der Zeit und der Umstände hautnah erleben.

Dänemarks Filmgeschichte

Dänemark hat eine bedeutende Filmtradition, die bis in die Zeit des Stummfilms zurückreicht, als es zu den größten Filmproduzenten gehörte. Bekannte Persönlichkeiten wie Asta Nielsen und Valdemar Psilander trugen zu dieser Blütezeit bei. Zwar nahm Dänemarks Rolle im internationalen Filmgeschäft mit dem Aufkommen des Tonfilms ab, dennoch erfreuen sich einige dänische Produktionen großer Beliebtheit, wie etwa die Olsenbande-Reihe oder das Dogma 95-Werk „Das Fest“ von Thomas Vinterberg. Die älteste noch existierende Filmgesellschaft, Nordisk Film A/S, wurde 1906 gegründet und spielt bis heute eine zentrale Rolle in der dänischen Filmproduktion.

Mit der Auszeichnung durch die Bodil und den Robert, zwei der wichtigsten Filmpreise in Dänemark, findet das Schaffen von „Das Mädchen mit der Nadel“ besondere Aufmerksamkeit in einer reichen filmhistorischen Landschaft, die weiterhin filmische Meisterwerke hervorbringt und das Publikum in ihren Bann zieht.