Immer mehr Hochschulen und Forschungsinstitutionen in Deutschland ziehen sich von der sozialen Plattform X, ehemals Twitter, zurück. Diese Entscheidung erfolgt, weil sich die aktuelle Ausrichtung der Plattform als unvereinbar mit den Werten von Weltoffenheit, Transparenz und demokratischem Diskurs herausgestellt hat. Über 60 Institutionen haben bereits ihre Accounts stillgelegt, und der Austritt soll ein deutliches Zeichen gegen antidemokratische Kräfte setzen und für faktenbasierte Kommunikation eintreten. Dies berichtet die Brandenburgische Technische Universität.
Prof. Dr. Gesine Grande, Präsidentin der BTU, unterstreicht, dass Wissenschaftsinstitutionen sich der Herausforderung nicht entziehen dürfen. Sie kritisiert die Algorithmen der Plattform, die eine ideologische Agenda fördern und den faktenbasierten Diskurs erheblich erschweren. Auch Silke Engel, Sprecherin der Universität Potsdam, merkt an, dass die Funktionsweise von X stark verändert wurde und die Plattform zunehmend den freien Austausch von Informationen behindert. Das Fehlen von Moderation unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit begünstige Hass, Desinformation und Manipulation.
Rückzug als klare Botschaft
Der Austritt von den Social-Media-Accounts betrifft ausschließlich die Konten der Institutionen auf X, nicht deren Kommunikation über andere soziale Medien. Der Entscheidungsprozess wird von Institutionen wie der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Dresden und der Goethe-Universität Frankfurt unterstützt. Bereits im Dezember hatten mehr als 60 Journalisten, Autoren, Wissenschaftler und Institutionen ähnliche Schritte unternommen, was die Dringlichkeit des Anliegens verdeutlicht, wie die Zeit berichtet.
Zusätzlich wird betont, dass einige Institutionen bereits ihre Aktivitäten auf der Plattform eingestellt haben. Die Akteure aus Wissenschaft und Forschung beobachten weiterhin aufmerksam die Entwicklungen und Algorithmen der Plattform. Dies ist entscheidend, da die Veränderungen in sozialen Medien die externe Wissenschaftskommunikation nachhaltig beeinflussen, wobei neue Akteure, die oft mit wissenschaftsskeptischen Inhalten agieren, eine wachsende Rolle spielen. Wie in den Analysen auf Academia.edu beschrieben wird, können solche Inhalte in sozialen Netzwerken besonders florieren und zu einer emotionalen Radikalisierung führen.
Die Zukunft der Plattformen
Die BTU kündigt an, dass ein Wiedereinstieg auf X möglich sei, sollte die Moderation und Debattenkultur den demokratischen Prinzipien entsprechen. Der Rückzug verdeutlicht die Notwendigkeit, die Werte Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft auch in der digitalen Kommunikation zu fördern. Initiator der Aktion ist Achim Zolke, Leiter der Stabsstelle Presse und Kommunikation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der betont, dass stündlich weitere Bildungseinrichtungen zur Aktion stoßen. Das Engagement dieser Institutionen könnte einen bliebenden Einfluss auf die zukünftige Wissenschaftskommunikation und deren Akzeptanz in sozialen Medien haben.