Immer mehr Menschen verzichten auf Bargeld und bevorzugen digitale Zahlungsmethoden. Um diesem Trend Rechnung zu tragen, hat das Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ in Hamburg einen entscheidenden Schritt unternommen. Ab dem 27. Februar 2025 können Kunden das Magazin nun ganz unkompliziert per QR-Code erwerben, wodurch der Kaufprozess für alle Menschen wesentlich erleichtert wird. Geschäftsführer Jörn Sturm betont, dass dieses neue System sowohl den Verkäufern als auch den Kunden zugutekommt, indem es den Erwerb der Magazine, Sonderausgaben und Kalender ohne Bargeld ermöglicht.

Zu den Herausforderungen, denen sich die Verkäufer gegenübersehen, gehört die Möglichkeit, ohne lebendes Bargeld zu arbeiten. Viele von ihnen besitzen kein eigenes Bankkonto, was die Auszahlung im Vertrieb von „Hinz&Kunzt“ umso wichtiger macht. Das neue Bezahlsystem wurde zunächst in einer Pilotphase getestet und steht ab sofort allen Verkäufern zur Verfügung. Kunden können den QR-Code auf dem Verkaufsausweis scannen und anschließend das gewünschte Produkt auswählen. Ihnen bleibt zudem die Option, Trinkgeld zu hinterlassen, was in der digitalen Welt jedoch einige Hürden mit sich bringen kann.

Digitale Transformation der Straßenzeitungen

Die Veränderungen im Kaufverhalten sind nicht nur eine lokale Erscheinung. Laut taz haben Straßenzeitungen in Deutschland zunehmend mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Insbesondere große Einbußen während der Corona-Pandemie sowie ansteigende Papierpreise haben die Auflagen der meisten deutschsprachigen Straßenzeitungen zum Schrumpfen gebracht. Jörn Sturm berichtet von einem allgemeinen Abwärtstrend, der durch die aktuellen Umstände verstärkt wurde.

In der Vorweihnachtszeit, die traditionell eine Hochsaison für den Verkauf von Straßenzeitungen darstellt, konnten die finanziellen Einbußen der letzten Jahre nicht ausgeglichen werden. Es zeigt sich, dass eine digitale Ausgabe der Zeitungen zunehmend notwendig wird, um eine jüngere Leserschaft zu erreichen, die bargeldlos unterwegs ist. Das ist nicht nur wichtig für den Erhalt der Verkaufszahlen, sondern auch für die Verkäufer, die in der digitalen Welt nicht mehr in Vorleistung gehen müssen.

Alternativen und neue Modelle

Die Diskussionen über digitale Transformationsprozesse in den Redaktionen sind bereits im Gange. Straßenzeitungen versuchen, unbürokratische Verdienstmöglichkeiten für Menschen in Notlagen zu schaffen. Ein Beispiel ist die Straßenzeitung „Augustin“ in Wien, die seit Oktober QR-Code-Zahlungen akzeptiert und plant, ihre digitale Ausgabe im kommenden Januar herauszubringen. Der Erfolg dieser Umstellungen ist jedoch noch unklar, insbesondere da einige Zeitungen, wie „Hinz&Kunzt“ und „Fifty-Fifty“, nicht an neuen Modellen wie dem Online-Straßenmagazin „Stread“ teilnehmen, das Lifestyle-Content kombiniert und ebenfalls über QR-Codes funktioniert.

Insgesamt stellen die Herausforderungen der Digitalisierung eine ernste Bedrohung für traditionelle Medien dar. Laut einem Bericht der Otto Brenner Stiftung ist die Lokalpresse besonders von den Veränderungen im Nutzungsverhalten betroffen. Lokale Akteure nutzen zunehmend eigene Kommunikationskanäle, was zur Erosion der traditionellen „Gatekeeper“-Funktion von Zeitungen führt. Dies ist eine Entwicklung, die nicht nur lokale Journalisten, sondern auch die Demokratie insgesamt betrifft.