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Wettbewerbsverlierer radelt für DDR-Gedenkfahrt: Spannende Etappenziele und historische Entdeckungen auf dem Weg nach Eilenburg





Für Freiheit und Demokratie

Für Freiheit und Demokratie

Butzbach (thg). Aus einer verlorenen Wette zur Fußball-WM 2010 resultierte die Idee, dass der Butzbacher Bürgermeister Michael Merle mit dem Fahrrad in die Partnerstädte in Frankreich und Sachsen fährt. Morgen um 9.30 Uhr fällt auf dem Marktplatz der Startschuss für die Fahrt nach Eilenburg. Aber anders als geplant.

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Eigentlich hatte der Eilenburger Oberbürgermeister Ralf Scheler, der gestern in der Weidigstadt angekommen ist, den Start morgen freigeben wollen. Wegen der für Sachsen vorhergesagten Schlechtwetterlage fährt er aber im Lauf des Samstags vorzeitig nach Hause.

Der Termin der Fahrt passt nach Worten der Beteiligten sehr gut. Denn vor 35 Jahren, am 9. November 1989, fiel die Mauer. Anfang der 90er Jahre schloss Butzbach mit Eilenburg dann die Städtepartnerschaft, die auf freundschaftlichen Kontakten der Markus-Kirchengemeinde Butzbach in die dortige Gemeinde basierte.

Merle hat als Mitstreiter für die Fahrt den Griedeler Historiker und ehemaligen Geschichtslehrer Klaus-Jürgen Wetz gewonnen. Er hat das Programm der Fahrt mit Besichtigungen und Gesprächen ausgearbeitet bis zur Ankunft in der Partnerstadt am Freitag, wenn dort am Nachmittag das Stadtfest eröffnet wird. Hermann Holzfuß, Ortsbeiratsmitglied in Maibach, stößt am Montag hinzu, weil er morgen noch in Sachen Sport unterwegs ist. Manfred Schütz, Butzbacher Ehren-Erster-Stadtrat, fährt mit, allerdings nicht auf dem Drahtesel. Er wird mit dem Wohnmobil als »Besenwagen« der Drei-Bundesländer-Tour mitfahren. Ferner hat er sich um die digitale Tourplanung gekümmert.

Grenze, Haft und Diktatur

Die Auftaktetappe führt über 88 Kilometer nach Schlitz. Am Montag ist Point Alpha das Ziel. Dort besichtigt die Gruppe den »Weg der Hoffnung«. Das Kunstprojekt schildert Leid und Unterdrückung innerhalb der DDR-Diktatur. In Wildeck-Obersuhl sind ein Gespräch und eine Führung durch den Grenzlehrpfad und das Grenzmuseum geplant. Die ehemalige Teilung thematisiert auch der Werra-Grenzpark Herleshausen, der am Dienstag angesteuert wird.

Nächstes Ziel ist Erfurt. Dort ist eine Spurensuche in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, der früheren Haftanstalt der Stasi vorgesehen. Themen der Ausstellung sind Haft, Diktatur und Revolution. Besichtigt wird auch das ehemalige Hotel »Erfurter Hof«, in dem im März 1970 Bundeskanzler Willy Brandt und DDR-Ministerpräsident Willy Stoph zum ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen zusammenkamen. Wetz merkte an, dass Brandts Ostpolitik »Wandel durch Annäherung« seit dem Grundlagenvertrag 1972 dazu beigetragen habe, die DDR auszuhöhlen.

Freyburg an der Unstrut ist Etappenziel am Mittwoch. Viele Jahre lebte dort der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn, womit auch ein Bezug zu Butzbach und Demokratiepionier Friedrich Ludwig Weidig hergestellt wird. Die Sportler trafen sich im Jahr 1814.

Der ehemalige Freyburger Bürgermeister Martin Bertling ist Gesprächspartner der Butzbacher. Er war im Visier der Stasi wegen seiner christlichen Wurzeln und engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung. In Leipzig absolvieren die Fahrradfahrer am Donnerstag einen »Stadtrundgang auf den Spuren der friedlichen Revolution 1989«.

Merle ist es wichtig, mit der Tour an den Mut und die Zivilcourage zu erinnern, mit denen viele Menschen in der DDR Freiheit und Demokratie erkämpften. Wetz ergänzt, dass es entscheidend sei, Demokratie und Freiheit nicht als selbstverständlich anzusehen, eine Einschätzung, die auch Holzfuß teilt.

Die Butzbacher Delegation wächst am kommenden Wochenende noch. Dann besuchen auch Erster Stadtrat Bernhard Dern und Stadtrat Holger Görlach Eilenburg.


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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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