Wetteraukreis

Denkmalschutz im Wetteraukreis: Ein Gespräch mit Gustav Jung

Am 8. September 2024 findet im Wetteraukreis der Tag des offenen Denkmals statt, an dem der Vorsitzende des Denkmalbeirats Gustav Jung die Bedeutung des Denkmalschutzes und erfolgreiche Sanierungsprojekte wie die des Herrnhaag hervorhebt, um Bewusstsein für den Erhalt historischer Kulturgüter zu schaffen.

Am 8. September findet der Tag des offenen Denkmals statt, der für viele die Möglichkeit bietet, in die Welt der historischen Baukultur einzutauchen. Laut Gustav Jung, dem Vorsitzenden des Denkmalbeirats des Wetteraukreises, stehen Denkmäler und alte Bauwerke nicht nur für die Geschichte, sondern auch für die kulturelle Identität einer Region. Jung hebt hervor, dass der Denkmalschutz eine partnerschaftliche Herangehensweise erfordert, bei der Denkmalpfleger als Verbündete und nicht als Hindernis betrachtet werden sollten.

Die Vorstellung, durch eine historische Altstadt zu schlendern oder eine alte Burg zu besichtigen, erfreut sich großer Beliebtheit. Dennoch stößt die Denkmalpflege häufig auf Widerstände, besonders wenn es darum geht, die Erhaltung alter Gebäude und archäologischer Stätten durchzusetzen. Dieses Spannungsfeld zwischen Erhaltungsinteresse und modernem Bauvorhaben beschäftigt Jung seit vielen Jahren, insbesondere seit er im Wetteraukreis tätig ist. Er erinnert sich an seine Anfänge in der Denkmalpflege, die durch die Altstadtsanierung in Worms geprägt waren, wo er die Chancen eines erhaltenden Umbaus erkannte.

Herausforderungen und Erfolge in der Denkmalpflege

Die Herausforderung, historische Gebäude zu bewahren, liegt oft in der Unsicherheit von Bauherren. Viele fürchten zusätzliche Kosten und lange Planungszeiten. „Ein Spatenstich in der Wetterau kann archäologische Schätze zutage fördern“, sagt Jung. Diese Region ist reich an Geschichte, und jede Bauarbeit könnte wertvolle Funde zu Tage bringen, die aus Zeiten stammen, für die es keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt. Daher ist es entscheidend, bereits in der Planungsphase eine enge Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege zu suchen.

Jung berichtet von weniger erfolgreichen Fällen, wie dem Eschenbrenner-Haus in Bindsachsen, wo die Kommune Beratungen des Denkmalbeirats abgelehnt hat. Solche Entscheidungen bedauert er, da sie den Erhalt von Kulturdenkmalen gefährden. Im Gegensatz dazu hebt er positive Beispiele hervor, wie die behutsame Sanierung des Herrenhaags, die über Jahre hinweg durchgeführt wird, ohne die historische Substanz zu gefährden. Auch der kürzlich abgeschlossene Umbau des Klosters Konradsdorf wird als Erfolg gewertet, der zeigt, wie historische Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden können.

Ein weiterer positiver Aspekt ist die Erhaltung der Buderus-Villa in Hirzenhain, welche nur durch neue Eigentümer vor dem Abriss bewahrt werden konnte. Diese Beispiele illustrieren das Zusammenspiel zwischen privater Initiative und öffentlicher Denkmalpflege, welches für den Erfolg der Erhaltung notwendig ist.

Der Tag des offenen Denkmals als Chance

Der bevorstehende Tag des offenen Denkmals bietet eine hervorragende Gelegenheit, das Bewusstsein für die Bedeutung des Denkmalschutzes zu schärfen. Jung betont, dass denkmalgeschützte Gebäude keineswegs „leblose Relikte“ sind, sondern aktiv genutzt werden sollten. Menschen spielen eine wesentliche Rolle bei der Belebung dieser Orte. Leerstehende Gebäude stellen ein großes Risiko dar – sie verfallen nicht nur, sondern verlieren auch ihre kulturelle Bedeutung.

Der Denkmalbeirat des Wetteraukreises ist ein wichtiges Gremium, das Fachleute aus verschiedenen Bereichen zusammenführt, um die Denkmalpflege zu beraten. In diesem Gremium sitzen unter anderem Architekten, Restauratoren und Historiker, die gemeinsam an Lösungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit baulichem Erbe arbeiten. Die Herausforderungen, vor denen Eigentümer denkmalgeschützter Gebäude stehen – von Heizungsmodernisierungen bis hin zur Einhaltung von Auflagen – machen deutlich, wie wichtig erfahrene Planungsteams sind.

Insgesamt zeigt sich, dass die Denkmalpflege ein komplexes, aber lohnendes Unterfangen ist, das nicht nur das kulturelle Erbe bewahrt, sondern auch die Lebensqualität in den Gemeinden steigern kann. Die Kombination aus historischen Werten und modernem Wohnkomfort schafft eine einzigartige Lebensqualität, die den Charme einer Region prägt.

Lebt in Amberg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"