Das amerikanische Publikum lernte Anfang dieses Monats eine neue politische Familie kennen, als Vizepräsidentin Kamala Harris den Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, als ihren Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten ernannte. Während Gwen Walz, die Ehefrau des zweifachen Gouverneurs, offiziell nicht auf dem Wahlschein steht, rückt ihr Hintergrund zunehmend in den Mittelpunkt.
Gwen Walz hat mehr als zwei Jahrzehnte als Pädagogin gearbeitet und ist lebenslange Minnesotanerin. Während der Amtszeit ihres Mannes setzte sie wichtige Themen auf die Agenda, darunter Bildungs- und Strafrechtsreformen. Diese Initiativen könnten im Weißen Haus unter Harris und Walz an Bedeutung gewinnen.
Hintergrund und Familieleben
Gwen Walz, 58, lernte den Gouverneur von Minnesota kennen, als beide in Nebraska unterrichteten. 1994 heirateten sie und haben gemeinsam zwei Kinder, Hope und Gus. Tim Walz hat öffentlich über die Unfruchtbarkeitsprobleme des Paares gesprochen, ein Kapitel ihres Lebens, das er nun im Wahlkampf thematisiert, insbesondere in Bezug auf den Zugang zu Abtreibungen und In-vitro-Fertilisation (IVF).
Gwen Walz hat klargestellt, dass sie eine intrauterine Befruchtung durchlaufen hat, eine Fruchtbarkeitsbehandlung, die keine eingefrorenen Embryonen verwendet und von Abtreibungsbeschränkungen nicht betroffen ist.
Öffentliches Engagement
Obwohl Tim Walz während seiner Amtszeit als Gouverneur eine starke Präsenz in den sozialen Medien aufbaute, trat seine Frau weniger öffentlich in Erscheinung. Erst vor wenigen Tagen erstellte sie einen Instagram-Account. Als First Lady von Minnesota gab sie nur wenige Interviews, sprach jedoch häufig über ihr Engagement für Bildung und Strafrechtsreformen sowie deren Überschneidungen.
„Bildung ist transformativ. Und ich glaube das in jeder Hinsicht des Wortes“, sagte Gwen Walz 2019 in einem Interview mit PBS. „Und wenn wir Probleme lösen wollen, müssen wir reale Wege finden, Probleme zu lösen. Und Bildung ist ein echter Prädiktor dafür, nicht wieder ins Gefängnis zu gehen.“
Vielseitige Initiativen und Kritik
Bei ihrer ersten öffentlichen Veranstaltung als First Lady von Minnesota hielt Gwen Walz eine Rede auf einer Kundgebung zur Wiederherstellung der Wahlrechte für verurteilte Straftäter. Sie leitete auch eine Taskforce zur Rückfallquote und besuchte Staatsgefängnisse. „Es ist ein entscheidendes Gespräch“, sagte sie 2019 in einem Interview mit Minnesota Public Radio. „Ich bin überzeugt, dass die Menschen nach Wegen suchen, um alle möglichen verschiedenen Themen innerhalb der Strafjustiz anzugehen.“
Darüber hinaus ist sie die erste Ehefrau eines Gouverneurs von Minnesota, die ein eigenes Büro im Staatssenat hat und ihren Mann berät. Seit ihrem Eintritt in die nationale Politik steht sie jedoch auch verstärkt in der Kritik, insbesondere von der politischen Rechten. Ihr wird vorgeworfen, zu weit links zu stehen, vor allem aufgrund ihrer Äußerungen während der Proteste zur Rassengerechtigkeit in Minneapolis im Jahr 2020 nach dem Tod von George Floyd. In einem mittlerweile viralen Clip beschreibt Gwen Walz den Geruch brennender Reifen und sagte, sie habe das Fenster so lange wie möglich offen gehalten „weil ich das als solch einen Bezugspunkt für das Geschehen empfand“.
Die Republikaner nutzen diesen Clip, um Gwen Walz und ihren Mann als zu weit links für Wähler darzustellen. Damit wird ihr und ihrem Mann nun eine politische Haltung unterstellt, die für viele Wähler zu extrem erscheint, was dem politischen Klima in den USA eine neue Dynamik verleiht.