In Sachsen ist ein besorgniserregender Anstieg von Aggressionen gegen Geflüchtete und Mitarbeiter von Migrationsberatungen zu beobachten. Die Referentin der Diakonie für Asyl, Flucht und Migration, Kerstin Böttger, hebt hervor, dass die Berichterstattung über Bedrohungen zugenommen hat. Ein Beispiel hierfür ist ein Vorfall an einer Grundschule in Meißen, wo ein Drittklässler mit ausländischen Wurzeln diskriminiert wurde. Solche Mobbing-Fälle sind an Schulen immer häufiger anzutreffen und betreffen insbesondere Kinder aus Flüchtlingsfamilien.
Mitarbeiter von Migrationsberatungsstellen berichten ebenfalls von Anfeindungen. Einige vermeiden es sogar, ihren Bekannten mitzuteilen, wo sie arbeiten, aus Angst vor möglichen Reaktionen. Drohbriefe und die Hinterlassung von Hundekot vor den Türen von Beratern sind alarmierende Vorfälle, die in letzter Zeit zunahmen. Die Diakonie bietet an mehreren Standorten Migrationsberatung an, um den steigenden Bedarf zu decken.
Steigender Beratungsbedarf
Die Zahlen belegen den erhöhten Bedarf an Migrationsberatung in Sachsen: Im Jahr 2019 gab es 2.536 Unterstützungsfälle in der Migrationsberatung für Erwachsene. Bis Dezember 2024 stieg diese Zahl auf 3.928. Ähnlich verhält es sich im Jugendmigrationsdienst, wo die Fälle von 2.637 auf 2.984 zugenommen haben. Aufgrund dieser Entwicklung bestehen bereits Wartelisten, da die aktuellen Kapazitäten nicht ausreichen, um die Nachfrage zu bedienen.
Wie ein Mitarbeiter der Diakonie berichtet, sind insbesondere Themen wie Arbeit, Sprache und Ausbildungsplätze von Bedeutung für Migranten. In diesem Zusammenhang gab es Forderungen nach einer gesetzlich verankerten, regelmäßigen Migrationsberatung, um den Bedürfnissen der zugewanderten Bevölkerung besser gerecht zu werden. Die finanzielle Unsicherheit, verursacht durch fehlende Haushaltsbeschlüsse im Freistaat Sachsen, stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.
Schulische Situation und gesellschaftlicher Kontext
Die alarmierende Bedrohungssituation für Migranten zeigt sich nicht nur in der Migrationsberatung, sondern auch im schulischen Umfeld. Mobbing-Vorfälle sind dokumentiert, insbesondere gegen Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Dies wird auch von einer Studie unterstützt, die Mobbing-Erfahrungen in Hessen und Sachsen untersucht hat. Es stellte sich heraus, dass ein Drittel der Schüler Mobbing-Erfahrungen gemacht hat. Besondere Risiken bestehen für Kinder mit einem niedrigen sozioökonomischen Status und solche mit Migrationshintergrund.
Die Diakonie-Sprecherin Nora Köhler weist darauf hin, dass der Rückgang der gesellschaftlichen Akzeptanz von Migranten ein Grund für die steigende Aggressivität sein könnte. Die sozialen Vereine, die sich um die Migrationsberatung kümmern, sind durch die erhöhten Anfeindungen gefordert und stehen unter Druck, ihre Arbeit rechtfertigen zu müssen.
Auf europäischer Ebene werden im Rahmen des neuen EU-Migrations- und Asylpakets wichtige Themen angegangen. Vor dem Hintergrund der Planungen wird jedoch auch auf die Notwendigkeit klarer Richtlinien zur Behandlung von Migrantenkindern hingewiesen. Fachleute fordern, dass das Wohl der Kinder im Fokus steht und dass spezifische Bestimmungen, insbesondere zur Familienzusammenführung, kritisch betrachtet werden.
Die Situation in Sachsen ist alarmierend und zeigt den dringenden Handlungsbedarf auf, sowohl im sozialen als auch im bildungspolitischen Bereich. Der zunehmende Druck auf Migranten könnte langfristig negative Auswirkungen auf die Integration und den sozialen Frieden in der Gesellschaft haben. Die notwenigen Maßnahmen zur Verbesserung dieser Umstände sind längst überfällig.
Für weitere Informationen zu diesem Thema verweisen wir auf die ausführlichen Berichte von tag24, mein-leipzig.net und die Studie über Schüler-Mobbing, die auf fachportal-paedagogik.de einsehbar ist.