Offenbach

Von Rodgau nach Kiel: Erinnerungen eines Olympia-Fahrers von 1972

Werner Stolzenburg, ein Rodgauer und ehemaliger Zeitsoldat der Marine, erinnert sich an seine Erfahrungen als freiwilliger Fahrer während der Olympischen Sommerspiele 1972 in Kiel, wo er nicht nur Sportfunktionäre beförderte, sondern auch interkulturelle Begegnungen erlebte und tief betroffen auf den Terroranschlag in München reagierte.

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Der bleibende Einfluss der Olympischen Spiele 1972 auf persönliche Beziehungen

Wenn die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris beginnen, denken viele Menschen an die Errungenschaften des Sports. Doch für einige, wie Werner Stolzenburg aus Rodgau, sind diese Spiele mehr als nur sportliche Wettkämpfe. Sie sind eine Erinnerung an persönliche Erfahrungen, die über das Sportliche hinausgehen und die zwischenmenschlichen Beziehungen gestalten.

Eine neue Perspektive auf internationale Begegnungen

Im Jahr 1972 arbeitete der damals 20-jährige Stolzenburg während der Olympischen Spiele als freiwilliger Fahrer für die Segelwettbewerbe an der Kieler Förde. Als Zeitsoldat bei der Marine meldete er sich für diesen besonderen Dienst, der ihm nicht nur eine Abwechslung vom Alltag, sondern auch die Möglichkeit bot, Kontakte mit Menschen aus verschiedenen Ländern zu knüpfen. „Es waren die ersten Japaner in meinem Leben, die ich gesehen habe“, erinnert er sich und betont, wie bedeutend dieser internationale Kontakt für sein Verständnis von anderen Kulturen war.

Fahrerfahrung und Erinnerungen an erfolgreiche Begegnungen

Die Fahrergruppe, bestehend aus Bundeswehrsoldaten und Zivilpersonen, transportierte vor allem Sportfunktionäre und Medienvertreter in großen Limousinen. Stolzenburg schildert, wie informell die Atmosphäre war: „Wir hatten einen entspannten Kontakt und wenn es mit Englisch nicht klappte, halfen Gesten.“ In der Ära vor Smartphones und sozialen Medien verbrachten die Helfer ihre Wartezeiten mit Spielen, was die Bindungen untereinander stärkte.

Der Schatten des Terroranschlags: Ein Moment, der die Spiele prägen sollte

Ein Ereignis, das den Glanz der Spiele trüben sollte, ereignete sich am 5. September 1972, als ein Terroranschlag auf die israelische Olympiamannschaft verübt wurde. Stolzenburg und seine Mitstreiter erlebten den Schock, als sie in das Fahrerlager zurückkehrten und die Nachricht hörten. „Erst war alles unklar, es herrschte Stillstand,“ beschreibt er die angespannte Stimmung. Der Vorfall führte zu einem Umdenken im Umgang mit der Sicherheit bei großen internationalen Veranstaltungen und hinterließ einen bleibenden Eindruck.

Nachhaltige Lehren aus der Vergangenheit

Die Begegnungen von Werner Stolzenburg mit Vertretern anderer Nationen, insbesondere ein hochrangiger Sportfunktionär aus der Sowjetunion, erweiterten seinen Horizont und prägten seine Denkweise über Kultur und Menschlichkeit. „Es kommt nicht auf Nationalität, Hautfarbe oder Religion an, sondern auf den Charakter eines Menschen“, fasst er seine Überzeugung zusammen. Diese Sichtweise ist umso wichtiger in einer Zeit, in der internationale Spannungen weiterhin bestehen.

Dokumentation der Erinnerungen

Die Anerkennung seiner Mitarbeit an den Olympischen Spielen kam in Form einer Keramikplakette, die Stolzenburg bis heute aufbewahrt. Sie erinnert ihn nicht nur an die sportlichen Wettkämpfe, sondern auch an die wertvollen menschlichen Begegnungen und Lektionen, die er während dieser Zeit lernen durfte.

In Anbetracht des bevorstehenden Events in Paris zeigt sich einmal mehr, wie bedeutend die Olympischen Spiele über den Sport hinaus sein können. Sie ermöglichen den Austausch von Ideen, das Verständnis zwischen Kulturen und die Entwicklung eines respektvollen Miteinanders – Werte, die in unserer heutigen Welt mehr denn je benötigt werden.

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